Korridore sind in Horror- und Kriminalfilmen ein beliebter Tatort. Hinter Tapetentüren verbergen sich Geheimzimmer.
Sigmund Freud trennte mit einem Korridor in der Wiener Berggasse seine privaten Gemächer von der Praxis. Franz Kafka wurde als Kind nachts auf die dunkle „Pawlatsche“, den Laubengang auf dem Innenhof, gestellt, was er seinem dominanten Vater nie vergessen konnte. In den Mietskasernen der Jahrhundertwende entstanden wahre „Flurgemeinschaften“. Der „Korridor“ – mit dem „Flur“ identisch – kam im 18. Jahrhundert aus dem Italienischen in die deutsche Sprache und bezeichnet in der Architektur den Verbindungsgang, von dem aus die Zimmer eines Gebäudes oder einer Wohnung zu erreichen sind. Der Autor dieses reich bebilderten Buches entgeht der Versuchung, die Geschichte dieses zentralen und intensiv frequentierten, jedoch nicht selten als reinen „Zweckraum“ diskriminierten und nicht immer schönen Gebäudeteils unter rein architekturhistorischen Gesichtspunkten zu betrachten. Heute muss der Korridor oder Flur mindestens 1,20 Meter breit und als Rettungs- und Fluchtweg geeignet sein. Mittels Beleuchtung oder Farbgebung lässt er sich durchaus strukturieren. Er verfügt über Sitzgelegenheiten, Bilder und Zimmerpflanzen. Oder muss es „Korridorpflanzen“ heißen? Egal – Yucca-Palme und Sansevieria gehören mit Sicherheit dazu.
rb
18.06.2019