Dass umfassende Modernisierungen oft zur Vertreibung alteingesessener Mieter führen, ist man beim Berliner Mieterverein gewohnt. Dass Entmietung auch tödlich enden kann, ist dagegen eher Stoff für Krimis. Bernd Hettlages im März erschienener, neuer Kriminalroman „Berlinopoly“ hat sich des Themas angenommen: Das Nachbarhaus neben Jan Kepplers Trödelladen wird an private Investoren verkauft, die es modernisieren und in Eigentumswohnungen umwandeln möchten.
Als der Hausverwalter Oliver Möchling tot unter einem Baugerüst gefunden wird, wenden sich die Hausbewohner an Jan und seinen Freund, den Journalisten Gerry Schmitz. Die Polizei verdächtigt sie, da sie aufgrund der Modernisierungen fürchten, ihre Wohnungen verlassen zu müssen. Jan und Gerry stoßen auf ein verworrenes Netz aus Beziehungen zwischen Investoren und Bewohnern. Als die Polizei einen Verdächtigen festnimmt, scheint der Fall gelöst. Doch Jan glaubt nicht an dessen Schuld und stellt weitere Nachforschungen an. Geschickt verbindet Bernd Hettlage, der seit 2002 in Neukölln wohnt und die Veränderungen dort hautnah miterlebt, die Handlung mit den persönlichen Schicksalen der betroffenen Hausbewohner. Wohnungspolitisch treffende Beobachtungen fließen im Stakkato ein. „Umziehen innerhalb der Stadt war keine Alternative. Bezahlbare Familienwohnungen gab es nicht mehr. Nada, nichts, nirgendwo. Da war die Chance auf einen Lottogewinn größer.“
Sebastian Bartels
28.06.2022