Dutzende Male hat das MieterMagazin in den vergangenen zehn Jahren über den Fall Calvinstraße 21 berichtet. Nun ist aus der Dauerbaustelle ein fast fertiges Haus geworden, und die ersten Wohnungen kommen auf den Markt. Deren Preis: um die 30 Euro nettokalt pro Quadratmeter. Der Milieuschutz konnte nicht verhindern, dass das normale Wohnhaus ein luxuriöses „Ensemble“ wurde.
Für 1550 Euro kalt wurde kürzlich eine 48 Quadratmeter große Wohnung beim Internet-Portal Immobilienscout inseriert. Eine 80 Quadratmeter große Wohnung soll 2260 Euro kosten. Zur exklusiven Ausstattung gehören unter anderem Fußbodenheizung, ein hochwertiges Bad mit Natursteinfliesen und ein 2500 Quadratmeter großer Skulpturengarten im Innenhof. Die ehemaligen Mieter sind alle ausgezogen – geflüchtet vor den angekündigten Mieterhöhungen oder vor den rabiaten Entmietungsmethoden der Terrial Stadtentwicklung GmbH. Lediglich für eine Mietpartei wurde ein Rückzug vereinbart.
Doch wie kann es sein, dass in einem Milieuschutzgebiet eine solch luxuriöse Ausstattung geschaffen wird? Nach Auskunft der Bauaufsicht Mitte handelt es sich bei den inserierten Wohnungen um Wohneinheiten, die bereits vor Inkrafttreten der Erhaltungsverordnung (Ende 2018) leergezogen waren und in denen zu dieser Zeit bereits die Baumaßnahmen begonnen hatten. Daher unterliegen sie nicht dem sozialen Erhaltungsrecht. Es hat sich für die Terrial also ausgezahlt, die Mieter herauszuekeln. Lediglich für vier Wohnungen hat das Bezirksamt einen Mietpreis von 8,44 Euro pro Quadratmeter ausgehandelt. Möglicherweise will der Eigentümer diese niedrigen Mieten mit den anderen hochpreisigen Wohnungen ausgleichen. Oder man orientiert sich an astronomischen Mieten der nahegelegenen Europa-City. Die Mietpreisbremse greift bei Neubau oder nach einer solch aufwendigen Modernisierung nicht.
Birgit Leiß
über die Geschehnisse in der Calvinstraße 21.
Weitere Informationen dazu unter MieterMagazin zu Calvinstraße 21
28.06.2022