Das Entsorgungsunternehmen Alba stellt die Wertstofftonnen nach der Leerung nicht zurück in die Höfe, torpediert so die Mülltrennung und zwingt Fußgänger zum Mülltonnen-Slalom.
Im Weißenseer Komponistenviertel lässt Alba seit mindestens einem Jahr die Tonnen immer wieder nach der Leerung auf den Gehwegen stehen. Dort bleiben sie auch eine ganze Woche lang, wenn nicht hier und da entnervte Bewohnerinnen und Bewohner selbst die Tonnen zurück an ihren Standort im Hof zerren.
Das Recyclingunternehmen Alba torpediert damit das Recycling. Nur die wenigsten Menschen werden, wenn sie ihren getrennten Verpackungsmüll entsorgen wollen und im Hof keine gelbe Tonne vorfinden, auf der Straße danach suchen. Stattdessen werfen sie die Wertstoffe einfach in die Restmülltonne.
Im Komponistenviertel wie in anderen Stadtteilen organisiert Alba die Abfuhr so, dass nicht die Besatzung des Müllfahrzeugs, sondern andere Beschäftigte die Tonnen vorher aus den Höfen holen und nachher wieder zurückbringen. „Eine Rückstellung der Behälter ist deshalb nicht umgehend nach der Leerung möglich, soll aber tagesaktuell erfolgen“, erklärt Alba-Sprecher Matthias Hochstätter. Die Probleme sind ihm bekannt: „Im Gebiet Weißensee kam es im Februar gehäuft zu Leistungsausfällen beim Transport der Tonnen, worauf wir mit einem Personalwechsel reagierten.“ Gebessert hat sich seither jedoch gar nichts.
Herumstehende Mülltonnen sieht man auch in anderen Stadtvierteln und von anderen Abfuhrunternehmen. Manche Hausverwaltungen beauftragen Fremdfirmen mit dem Herausstellen der Mülltonnen, um die Wegekosten der Entsorger zu vermeiden. Diese stellen die Tonnen oft schon am Vortag der Abholung an die Straße.
Davon abgesehen, dass tage- und nächtelang herumstehende Mülltonnen keine Zier für das Stadtbild sind, behindern sie auch den Fußverkehr. „Der Gehweg ist zum Gehen da und kein Lagerplatz für Mülltonnen“, stellt Roland Stimpel vom Fachverband Fußverkehr FUSS e.V. klar. „Wer mit Mülltonnen einen Gehweg versperrt, sollte ebenso hohe Bußen zahlen müssen wie ein Falschparker dort“, ist seine Forderung.
Jens Sethmann
29.06.2023