Unter dem Motto „Für ein friedliches Zusammenleben in Moabit“ ist ein 23-Punkte-Programm entstanden, das im Mai 2005 feierlich unterzeichnet wurde. Die Vereinbarung ist eine freiwillige Selbstverpflichtung für ein einvernehmliches Miteinander der Religionen.
Zuvor hatten sich über zwei Jahre lang Vertreter mehrerer christlicher und muslimischer Gemeinden in Moabit getroffen und ihre Glaubensgrundsätze miteinander bekannt gemacht. Initiiert hatte die Treffen das dortige Quartiersbüro. Aus den Gesprächen entwickelten sich schließlich gemeinsame Vorstellungen über das Leben von verschiedenen Kulturen und Religionen in diesem Berliner Stadtteil. Ein solcher Ansatz einschließlich der feierlichen Unterzeichnung ist für Berlin einmalig.
Über den Dialog mit den Glaubensgemeinschaften erreicht man auch verstärkt jene Bewohner, die sich von den etablierten bürgerschaftlichen Einrichtungen nicht angesprochen fühlen. In dem Programm wurden zudem nicht nur Vorstellungen über das Zusammenleben in Moabit formuliert, sondern auch Ziele gesteckt, für die man sich einsetzen will – vorbildlicher könnte das Engagement der Bewohner für ihre Stadt nicht ausfallen. Die Erklärung kommt ohne hochtrabende Formulierungen aus, die einzelnen Abschnitte spiegeln die aktuellen Probleme wider. So heißt es unter anderem: „Diskriminierung auf Grund des äußeren Erscheinungsbildes (Kopftuch, Turban, ‚freizügige Kleidung‘ etcetera) lehnen wir ab.“ „Die gemeinsame Sprache ist Deutsch als Landessprache.“ „Wir wollen Integration statt Assimilierung und Ghettoisierung. Wir fördern eine Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen und, wenn es sein muss, auch der Erwachsenen entsprechend der Grundsätze gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Hilfeleistung.“ „Wir setzen uns für die Schulen in unserem Stadtteil ein, deren Qualität Eltern ermutigt, ihre Kinder hier in die Schule zu geben.“ Selbst wenn die Punkte nicht als Gesetz einklagbar sind: Freiwillige Vereinbarungen sind oft viel durchsetzungsfähiger.
js
MieterMagazin 8/05
Nachahmenswert: In Moabit vereinbarten Muslime und Christen Grundsätze für ein friedliches Miteinander
Foto: Jens Sethmann
02.08.2013