Der größte Teil des in die Kanalisation fließenden Abwassers könnte wiederverwendet werden. Eine Wohnungsgenossenschaft in Pankow plant ein darauf abzielendes Recyclingprojekt bei einem Neubau – und hat dafür einen Preis erhalten.
Aufbereitetes Grauwasser für die Toilettenspülung, für die Waschmaschine und vor allem zur Erwärmung von Trinkwasser: In einem Neubauvorhaben in der Pankower Dolomitenstraße 47 ist kluges Wasserrecycling mit eingeplant. Für dieses Projekt ist die Erste Wohnungsgenossenschaft Berlin-Pankow eG nun mit dem ersten Preis des BBU-ZukunftsAward 2020 in der Kategorie Genossenschaften ausgezeichnet worden. Die Preise wurden zum 20. Mal verliehen. In diesem Jahr standen Innovationen zur Energieeinsparung, Betriebskostensenkung und umweltschonender Klimaschutz im Fokus.
Das Neubauvorhaben in Pankow weist alle drei Aspekte auf: Hier wird das Dusch- und Badewasser aus 39 Wohnungen nicht ins Abwasser gepumpt, sondern zurückgehalten, in Behältern aufbereitet und mit UV-Licht desinfiziert. Danach besitzt es Badewasserqualität und ist von Trinkwasser optisch nicht mehr zu unterscheiden. Weil es nun für die Toilettenspülung und fürs Wäschewaschen genutzt werden kann, werden circa 30 Prozent des Trinkwasserverbrauchs eingespart. Jeder Liter Trinkwasser wird quasi zweimal genutzt. „Wir erhoffen uns außerdem eine Einsparung von rund 30 Prozent Energie für die Warmwasserbereitung“, erklärt Markus Luft, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft. Das soll erreicht werden, indem die Abwärme des Grauwassers zur Vorerwärmung des kalten Trinkwassers auf circa 25 Grad Celsius verwendet wird, bevor dies im Blockheizkraftwerk des Hauses auf 60 Grad Celsius erhitzt wird.
„Solche Kreisläufe in Mehrfamilienhäusern zu schließen, macht nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht Sinn“, erklärt Grit Bürgow vom Projekt Roof Water-Farm, neben der TU Berlin Kooperationspartner der Wohnungsgenossenschaft bei ihrem Vorhaben. Auf einem flachen Bau zwischen den beiden Wohnblöcken ist ein Dachgarten und ein Gewächshaus geplant, die allen Mietern zur Verfügung stehen sollen – für gutes Miteinander und eine weitere Nutzungsmöglichkeit des gesammelten und gereinigten Grauwassers: Hier könnten einmal Salat, Tomaten und Radieschen reifen, ohne dass zu ihrer Bewässerung der Trinkwasserhahn aufgedreht werden müsste.
Rosemarie Mieder
03.08.2020