Naturschützer durchstreifen Berlin. Sie beobachten Flora und Fauna – ob im schattigen Park oder im quirligen Kiez. Das Modellprojekt soll die biologische Vielfalt Berlins bewahren und die Menschen mit ihren wilden Nachbarn vertrauter machen.
Nistgelegenheiten für Mauersegler, die Nester der Mehlschwalben, Mauerritzen, aus denen Farne wachsen und Orte, an denen Wildbienen Quartier beziehen können – seit mehreren Monaten beobachtet, registriert und erklärt Toni Becker die Stadtnatur. Sein Revier ist Friedrichshain-Kreuzberg. Der studierte Geograph und Vogelexperte gehört zu einem Team von bisher 25 Rangerinnen und Rangern, die in sieben Berliner Bezirken nahezu täglich auf Erkundungstour gehen.
Im Auftrag der Stiftung Naturschutz Berlin, des Senats und der bezirklichen Umwelt- und Naturschutzämter sind sie für den Schutz und die Pflege ökologisch bedeutsamer Flächen verantwortlich, achten bei Sanierungsarbeiten auf die Erhaltung vorhandener Nistmöglichkeiten, regen den Bau neuer Brutplätze an und machen nicht zuletzt die Berliner Bevölkerung mit ihren natürlichen Nachbarn vertraut. Denn davon hängt viel ab: „So sieht es nicht jeder gerne, wenn Mehlschwalben ihre Nester genau über dem Balkon bauen“, weiß Toni Becker. Sie machen dann eine Menge Dreck, und manch einer greift vielleicht kurzerhand zum Besen, um die kugeligen Gebilde zu zerstören und die Vögel zu vertreiben – eine Ordnungswidrigkeit, die sich durch Absprachen mit Nachbarn, dem Vermieter und durch so unaufwendige Veränderungen wie das Anbringen eines Kotbrettchens verhindern lässt.
Die biologische Vielfalt, um die sich die Ranger kümmern, ist übrigens nicht nur in Parks, auf Friedhöfen, in Kleingartenanlagen und auf so weiten Grünflächen wie dem Tempelhofer Feld erstaunlich groß: „Im Sommer verwandelt sich beispielsweise die Prinzenstraße in eine Kolonie für Mauersegler“, erklärt Toni Becker begeistert. Weil die in ihrem schnellen Flug Unmassen Insekten vertilgen, ist das ein Glück für die Anwohner.
Rosemarie Mieder
22.05.2022