Wohnungsmarkt -
Der Ausverkauf geht weiter

Die deutsche Wohnungswirtschaft befindet sich im Umbruch. 2006 wollen weitere ausländische Investoren Bestände aufkaufen – auch in Berlin. Gerade ehemals städtische Wohnungsbestände werden mehr und mehr zum Spielball international agierender Fondgesellschaften. Tief greifende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen sind zu erwarten.

Gerade hat die Cerberus-Gruppe von einem institutionellen Investor rund 1100 Wohnungen in Spandau erworben. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das „aktive Portfoliomanagement“, sprich das Erwirtschaften einer überdurchschnittlichen Rendite, soll von der GSW übernommen werden – mit ihren 65.000 Wohnungen seit Sommer 2004 im Besitz von Cerberus. Zurzeit befinden sich in Berlin bereits fast 130.000 Wohnungen im Besitz amerikanischer Anleger – immerhin circa 7 Prozent des Bestandes.

Gerade die geringe Eigentumsquote in Berlin zieht Anleger an. Die Investoren interessieren sich für gewachsene Quartiere in guten Lagen, unter anderem auch für die Bestände von Industrie- und Verkehrsunternehmen, die in der Regel gut vermietet sind. So wird demnächst der Verkauf von etwa 5100 Wohnungen der Berliner Verkehrsbetriebe erwartet. „Die schwierige Haushaltslage des Landes wird weitere Verkäufe notwendig machen“, so Horst-Achim Kern, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Als Gründe nennt er auch drohende Insolvenzen bei den Wohnungsbaugesellschaften, den Überhang an Wohnungen und den Umstand, dass Wohnimmobilien zurzeit höhere Renditen als Gewerbeimmobilien erbringen. Die Wertsteigerung von 1975 bis 2002 betrug immerhin 131 Prozent – bei Gewerbeimmobilien lediglich 98 Prozent. Cerberus hat bereits Interesse am Kauf weiterer 35.000 Wohnungen in Berlin signalisiert.

Laut einer Prognose der „Deutsche Bank Research“ vom Mai 2005 werden bis 2010 bundesweit noch circa 1 Million Wohnungen den Besitzer wechseln.

Rainer Bratfisch

MieterMagazin 9/05

Der Wohnungsschacher geht weiter: von Cerberus eingekaufte GSW
Foto: Rolf Schulten