4000 Stück gibt es davon derzeit in Berlin: Die Litfaßsäule, damals „Annoncier-Säule“ genannt, feierte am 1. Juli Geburtstag – an diesem Tag vor 150 Jahren ließ Erfinder Ernst Litfaß die ersten 100 Exemplare aufstellen.
In Paris und London gab es bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Anschlagsäulen, die den Buch- und Plakatdrucker Ernst Litfaß zu seiner lukrativen Geschäftsidee inspiriert haben sollen. Mit dem damaligen Berliner Polizeipräsidenten schloss er daraufhin einen Vertrag „über die Errichtung und Nutzung von Säulen, Brunnen und Bedürfnisanstalten zu Reklamezwecken“ ab, der ihm über 25 Jahre das Monopol für Plakatwerbung sicherte und das bisher übliche „wilde“ Zettel-Kleben an Zäunen und Hauswänden verbot. Zum Ausgleich für die Erlaubnis, die Säulen auf öffentlichen Straßen und Plätzen aufstellen zu dürfen, waren Aushänge der Berliner Behörden kostenlos, während alle anderen Nutzer Gebühren zahlen mussten. Litfaß bescherte seine Idee viel Kritik, denn nicht alle Berliner schätzten die unübersehbaren Stadtmöbel, aber auch erheblichen Reichtum.
Heute bestehen die Säulen nicht mehr aus Holz oder grünem Blech mit Kranzgesims, sondern zumeist aus Beton mit flachem Blechdach. Als Geschäftsidee sind sie nach wie vor lukrativ: Die „Berliner Anschlag- und Reklamewesen GmbH“ (VVR Berek), die 3600 der 4000 Säulen vermarktet, stellt zum Beispiel pro Tag und Ganzsäule für ein großes Plakat 20 Euro in Rechnung, mit Beleuchtung 24 Euro. „Das ist immer noch ein attraktives Medium, das die Leute in den Wohngebieten gut erreicht“, sagt Nathalie Bordier, Marketingreferentin der VVR Berek.
Sabine Grepel
MieterMagazin 9/05
Alter Berliner:
die Reklamesäule
des Ernst Litfaß
Foto: Kerstin Zillmer
27.04.2013