Vier Häuser mit Übergangswohnungen nehmen in Berlin allein lebende Frauen auf, die entweder wohnungslos sind oder in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben. Verbunden ist damit eine Betreuung und Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen. Oft führten neben psychischen und gesundheitlichen Problemen auch Geldschwierigkeiten zu der Notlage der Frauen.
Marlis Norden bekam ihr Leben nicht mehr auf die Reihe: Der Strom war längst abgestellt, das Geld für die Kohlen – weg, die Miete bezahlte sie nicht mehr. Der Winter wurde lang und kalt, am Ende fand sie sich im Krankenhaus wieder. Mit Unterstützung des Sozialdienstes zog sie von dort direkt in das Wohnheim „FrauenWohnen“ am Mariannenplatz und blieb dort ein Jahr. Sie startete einen neuen Lebensabschnitt.
Die Caritas betreibt seit 1989 in dem vierstöckigen Haus 21 voll eingerichtete Einzimmerwohnungen mit Küche und Bad, Gemeinschafts- und Gruppenraum sowie einem Büro und einem gemeinsamen Garten. Dieses Haus ist eine stationäre Übergangseinrichtung für allein lebende volljährige Frauen aus allen Bezirken, wenn sie wohnungslos sind oder von Wohnungslosigkeit bedroht.
Die meisten Bewohnerinnen bleiben zwischen sechs und zwölf Monate. Meist liegt eine „Bündelung von Problemen im sozialen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und persönlichen Bereich vor“, beschreibt die Sozialpädagogin Dorothea Schilling die komplexe Problemlage. Fast alle Frauen bringen Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen mit und haben einen Berg Schulden am Hals.
Sie kommen aus Notübernachtungen, Kliniken, aus Kirchen oder Migrantenberatungsstellen, aus Gefängnissen oder geräumten Wohnungen hierher, die wenigsten direkt von der Straße. Frauen ertragen demütigende und gewalttätige Familien- und Wohnverhältnisse länger als Männer, ist Schillings Resümee, „sie schlüpfen eher bei Verwandten oder Bekannten unter.“ Während obdachlose Männer im Stadtbild sichtbar sind, ist Wohnungslosigkeit bei Frauen eher verdeckt. Die sozialpädagogischen Mitarbeiterinnen der Wohnhäuser beraten, helfen den Alltag neu zu strukturieren, begleiten auf Ämter oder zu Ärzten. Sie bieten Gruppenaktivitäten an, vom gemeinsamen Frühstück bis zu Ausflugstouren. Manche der Frauen beteiligen sich, andere sind froh, endlich einmal Ruhe und Schutz zu finden. Voraussetzung für eine Aufnahme ist die Einsicht der Betroffenen, dass sie in einer problematischen Situation feststeckt. Frauen mit einer akuten Suchtproblematik oder bedroht von körperlicher Gewalt können nicht aufgenommen werden.
Die Sozialämter der Bezirke finanzieren größtenteils die vier Übergangseinrichtungen. Bei arbeitslosen Frauen zahlt das JobCenter die Miete, Berufstätige zahlen sie selbst.
Marlis Nordens Weg führte von Pankow zu FrauenWohnen nach Kreuzberg. Inzwischen lebt sie in ihrer eigenen Wohnung in Reinickendorf und möchte „auf die Unterstützung noch nicht verzichten.“ Sie kommt auch vier Monate nach ihrem Auszug gerne zu den Gruppentreffen ins Haus.
Clara Luckmann
MieterMagazin 9/06
21 Apartments umfasst das FrauenWohnhaus am Mariannenplatz
Foto: FrauenWohnhaus
Adressen:
FrauenWohnhaus
Wiener Straße 57, 10999 Berlin,
Tel. 6189368
FrauenWohnhaus
Mariannenplatz 12, 10997 Berlin,
Tel. 6189071
Frauenwohnstadt Spandau,
Friedrichstraße 3, 13585 Berlin,
Tel. 3539420
Die Villa.
Nur telefonisch zu erreichen unter
Tel. 7215077
28.07.2013