Intelligente Stromzähler machen den Verbrauch transparent: Der Kunde kann am Computer ablesen, wie viel Strom Herd, Kühlschrank und andere elektrische Geräte im Haushalt verbrauchen. Derzeit laufen Pilotprojekte, ab 2010 werden die Zähler teilweise zur Pflicht. „Smart Metering“ nennt sich das intelligente Messen.
Bislang ist einmal im Jahr Ablesetag. Danach dauert es nicht mehr lange, bis die Stromabrechnung im Briefkasten liegt. Nur einmal im Jahr also erfahren Verbraucher, wie viel Strom sie eigentlich verbraucht haben. Das soll sich nach einem Beschluss der Bundesregierung ab 2010 ändern: Dann müssen bei Neubauten und Sanierungen oder beim Austausch eines Zählers intelligente Zähler eingebaut werden. Anders als bei den herkömmlichen Messgeräten zeigt der intelligente Zähler zeitgenau an, wie viel Energie zum Beispiel beim Wäschewaschen gebraucht wird und was das kostet. Der Verbrauch kann zudem für einen Zeitraum von Stunden, Tagen, Monaten oder Jahren verglichen werden.
Datenschützer skeptisch
Doch das Verfahren hat auch einen Nachteil für manchen Verbraucher. Bei säumigen Zahlern kann der Versorger den neuen Zähler auch aus der Ferne abstellen. Das ruft Verbraucherschützer auf den Plan. „Wir werden beobachten, wie sich das in der Praxis gestaltet“, sagt Holger Krawinkel, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der das Smart Metering allerdings grundsätzlich begrüßt.
500 interessierte Mieter der Berliner Wohnungsgesellschaften Howoge, Stadt und Land sowie GSW können die intelligenten Zähler bereits testen. Der Stromkonzern Vattenfall hat Ende 2007 ein Pilotprojekt mit den neuen „Profizählern“ gestartet, das noch bis Ende 2008 in Berlin und Hamburg läuft. Vattenfall will damit auch herausfinden, inwiefern Stromkunden dank der intelligenten Zähler ihr Verbrauchsverhalten ändern, wie viel Strom sie dadurch einsparen und welche Verbesserungen sie sich wünschen. Mittels Internetverbindung können Kunden die passwortgeschützten Daten abrufen, allerdings nur für ihren gesamten Stromverbrauch und nicht für einzelne Geräte.
Auch andere Energieversorger haben Testphasen mit intelligenten Zählern gestartet. Bei „Yello“ werden die Daten zum Beispiel via Internet weitergeleitet. „Voraussetzung für die regelmäßige Übermittlung der Verbräuche an Yello ist eine DSL-Leitung, am besten mit einer Flatrate“, erklärt Unternehmenssprecherin Eva Heringhaus. Auf dem heimischen Computer können Kunden dann online sehen, wie viel Strom Kühlschrank, Herd oder Hi-Fi-Anlage einzeln oder zusammen verbrauchen. „Unnötiger oder auch versteckter Energieverbrauch etwa durch defekte Geräte ist so erkennbar.“ Monatliche Abschlagszahlungen sind passé. „Gezahlt wird nur, was verbraucht wird.“
Ebenfalls ab 2010 müssen Energieversorger last- oder tageszeitvariable Tarife anbieten, die dann entweder auf dem Zähler oder im Internet angezeigt werden: In Zeiten geringer Nachfrage wie nachts kostet Strom dann weniger, in Zeiten großer Nachfrage mehr. „Erst in Kombination mit den variablen Tarifen bringen die intelligenten Zähler echte Vorteile für Verbraucher, denn sie können zum Beispiel die Geschirrspülmaschine dann anstellen, wenn der Strom günstiger ist“, sagt Verbraucherschützer Krawinkel.
Aber nicht nur die Stromkunden, auch die Energiekonzerne haben durch die intelligenten Zähler Zugang zu den Verbrauchsdaten. Wegen des sensiblen Themas Datenschutz hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband gefordert, die intelligenten Zähler allerdings nur auf freiwilliger Basis einzuführen.
Kristina Simons
MieterMagazin 9/08
Stromzähler der jüngsten Generation erlauben die Verbrauchserfassung einzelner Elektrogeräte
Foto: Christian Muhrbeck
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Liberalisierung des Messwesens
Der „Erlass von Regelungen über Messeinrichtungen im Strom- und Gasbereich“, den die Bundesregierung Mitte Juni im Rahmen des zweiten Teils ihres Integrierten Energie- und Klimaprogramms (IEKP) beschlossen hat, regelt die Einführung intelligenter Zähler. Damit wird das Messwesen für den Wettbewerb geöffnet. Mieter können zukünftig selbst bestimmen, wer den Zähler betreibt und abliest. Angestrebt wird auch, den Gas- und Wasserverbrauch intelligent abzulesen, doch hier sind entsprechende Verfahren technisch noch nicht ausgereift.
ks
09.12.2018