Der Wedding hat viele Gesichter, auch wenn er oft auf ein einziges reduziert wird: das der kleinen Problemschwester in der Großfamilie des neuen Verwaltungsbezirks Mitte.
Die soziale Schere zwischen dem alten Ostbezirk Mitte und dem ehemaligen Westbezirk Wedding manifestiert sich auch architektonisch sichtbar entlang der ehemaligen Grenze an der Bernauer Straße. Hüben Sozialpaläste im ergrauten 70er-Jahre-Stil, drüben luxussanierte Altbaulofts mit Dachterrasse im Einzeleigentum. Vereinzelte Bemühungen, diese Demarkationslinie aufzuweichen, kratzen lediglich an der Oberfläche. „Der Wedding. Das Magazin für Alltagskultur“, das im Jahresrhythmus erscheint, hat sich das Ziel gesteckt, jenseits von Klischees genau hinzusehen: auf das Alltagsgesicht des Bezirks und die einfachen Geschichten, die das Leben der Menschen dort schreibt. Es verpackt diese alltäglichen Geschichten in gutgeschriebene, ausführliche Reportagen und zahlreiche frech gestaltete Fotostrecken. Das Magazin ist damit auch Anwärter auf Platz eins der idealen Sonntagslektüre für gutsituierte, stressgeplagte Mitte-Bewohner, die die Sehnsucht nach dem einfachen Leben umtreibt.
Elke Koepping
MieterMagazin 9/09
Der Wedding. Das Magazin
für Alltagskultur,
Ausgabe Nr. 2,
„Verwandtschaft“,
114 Seiten, 5 Euro
03.12.2021