Der Senat hat im Haushalt für die Jahre 2014 und 2015 kein Geld für die Internationale Bauausstellung (IBA) eingeplant. Die für 2020 vorgesehene IBA ist somit gestorben.
Die Absage hat vordergründig finanzielle Gründe: Berlin bekommt aus dem Länderfinanzausgleich erheblich weniger Geld, weil die im Zensus 2011 ermittelte Einwohnerzahl der Hauptstadt deutlich geringer als erwartet ausfiel. Der Senat sieht sich dadurch zu weiteren Sparanstrengungen gezwungen.
Der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher war es aber auch nicht gelungen, ein überzeugendes Konzept für die IBA zu entwickeln (MieterMagazin 7+8/2013, Seite 20/21, „Draußen, drinnen, (n)irgendwo?“). Nach langen Debatten um das Leitbild der IBA wurde das Konzept bis zuletzt immer wieder komplett in Frage gestellt.
Die in den fünfjährigen Vorarbeiten aufgeworfenen Themen würden aber auch ohne das Format einer Internationalen Bauausstellung auf der Tagesordnung bleiben, erklärte jetzt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. So startete sie im August den Wettbewerb „Urban Living“, in dem für acht ausgewählte Grundstücke „neue Formen des städtischen Wohnens“ gefunden werden sollen.
Der Berliner Mieterverein (BMV) hatte gefordert, dass mit der IBA die zentralen gesellschaftlichen Fragen von Wohnraumversorgung und Stadtentwicklung modell- und beispielhaft beantwortet werden. Mit ihrer bisherigen Konzeption drohte die IBA 2020 jedoch zur „vertanen Chance“ zu werden, so BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Er schlägt nun vor, die Haushaltsmittel, die durch die Absage der IBA freigeworden sind, zur Verbesserung der Planung und für neue Beteiligungsverfahren einzusetzen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert den Verzicht auf die IBA. Sie wäre für zentrale Probleme der Stadtentwicklung ein „sinnvolles Instrument“, so BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser. Verärgert ist der BUND darüber, dass der Senat an der umstrittenen Teilbebauung des Tempelhofer Feldes – ein Kern der IBA-Planungen – unbeirrt festhält, und auch der dortige Prestigebau einer neuen Zentralbibliothek bei den Haushaltskürzungen ungeschoren davonkam.
Jens Sethmann
MieterMagazin 9/13
No show – aber die Pläne für den Tempelhofer Flughafen bleiben
Foto: Udo Hildenstab
24.09.2013