Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen, die Deutsche Annington, hat es im zweiten Anlauf an die Börse geschafft. Den ohnehin geplagten Mietern verheißt das nichts Gutes.
Ein geplanter Börsengang Anfang Juli musste noch abgesagt werden, weil sich zu einem Mindestaktienpreis von 18 Euro nicht genügend Investoren fanden. Erst als der Abgabepreis deutlich gesenkt wurde, griffen die Anleger zu.
Mehrheitseigentümer des hoch verschuldeten Konzerns ist die britische Investorengesellschaft Terra Firma. Der neue Vorstandschef der Deutschen Annington (DA), Rolf Buch, betonte in einem Interview, dass sich für die Mieter nach der Börsennotierung nichts ändern werde. Für sie sei es sogar von Vorteil, dass man als Unternehmen nun finanziell besser aufgestellt sei und sich damit Spielräume für Investitionen ergeben.
Beim Berliner Mieterverein (BMV) befürchtet man dagegen, dass der Renditedruck zu Mieterhöhungen und Einsparungen bei der Bewirtschaftung führen wird. Das heißt: Personalabbau und eine noch schlechtere Instandhaltung der Wohnungen und Häuser. „Die Anleger wollen schließlich eine gute Dividende sehen“, so BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Gerade in Gebieten mit Nachfrageüberhang hat es ein Wohnungsunternehmen nicht nötig, mit gutem Service und modernisierten Wohnungen zu punkten.
Bereits jetzt macht die Annington regelmäßig Negativ-Schlagzeilen. Die Mieter berichten über vergammelte Häuser, verschimmelte Wohnungen und schlechten Service. Über den DA-Werbeslogan „Schön, hier zu wohnen“ können sie nur lachen. 180.000 Wohnungen in ganz Deutschland gehören zum Bestand der DA, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Dort hat sich im März dieses Jahres ein Aktionsbündnis „Stop Deutsche Annington“ gegründet. Hier will man den Renditeinteressen der Annington eine bessere Vernetzung und Solidarität entgegensetzen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 9/13
Hat die Deutsche Annington den Mieter oder den Aktionär im Blick?
Foto: Sabine Münch
24.09.2013