Wer hätte gedacht, dass ein gut gemeintes Pilotprojekt zur Verkehrsberuhigung solchen Wirbel auslöst? Nachdem die im Oktober 2015 eingerichtete „Begegnungszone“ in der Schöneberger Maaßenstraße gar nicht gut ankam, wurde nun für die Bergmannstraße in Kreuzberg eine Probezeit beschlossen.
„Begegnungszone nein danke“ heißt es auf den Plakaten, die in vielen Schaufenstern rund um die Bergmannstraße hängen. Vom „künstlichen Eingriff in eine quicklebendige Straße“ ist die Rede. Es sind vor allem Gewerbetreibende, die beim Protest den Ton angeben. Durch die Umgestaltungsmaßnahmen, die die Straße fußgängerfreundlicher machen sollen, fallen Parkplätze weg. Von den rund 200 Teilnehmern, die im März 2016 an einer Bürgerwerkstatt teilnahmen, lehnte eine knappe Mehrheit den Komplettumbau ab.
Allenfalls „minimalinvasive Maßnahmen“, etwa Querungshilfen in Form von Zebrastreifen oder mehr Fahrradparkplätze wurden begrüßt. Sehr kritisch sahen viele die „Übermöblierung“. Die diversen Poller und Sitzgelegenheiten finden viele hässlich. Zudem werden sie kaum genutzt.
Senat und Bezirk haben nun auf die Kritik reagiert und für die Bergmannstraße eine 18-monatige Testphase beschlossen. Statt gleich etwas Festes einzubauen, soll es jetzt „temporäre Parklets“ geben. Diese Module können begrünt oder als Radständer oder Sitzmöglichkeit gestaltet werden. „Eine vernünftige Lösung, denn bei Bedarf kann das auch schnell wieder rückgängig gemacht werden“, findet Hans-Peter Hubert von der Initiative „Leiser Bergmannkiez“.
Die Bürgerinitiative hat die Einführung der Begegnungszone kritisch begleitet und sich dafür eingesetzt, dass die Kreuzung an der Markthalle in die Planung mit einbezogen wurde. Huberts Eindruck: Nachdem die Fronten bislang verhärtet waren, bewegen sich nun beide Seiten wieder aufeinander zu.
Birgit Leiß
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12.01.2017