Essensreste unsachgemäß entsorgt, ungepflegte Grünflächen, immer mehr Gaststätten und Kioske, Brachen und Bauruinen – Ratten finden ideale Bedingungen in Berlin. Wo sie auftauchen, muss das gemeldet werden. Aber Bekämpfung allein reicht nicht. Betroffene und Verantwortliche müssen an einen Tisch.
Mehr als 10.000 Mal mussten Schädlingsbekämpfer im vergangenen Jahr gegen Ratten ausrücken – eine Steigerung gegenüber 2013 um mehr als ein Drittel. Ursachen für die Rattenplage sind der Umgang mit Essensresten und Sperrmüll, die Fütterung wildlebender Tiere, zum Beispiel von Stadttauben und verwilderten Katzen, aber auch die mangelnde Kontrolle von Bauruinen und Brachen vor einer Neuerschließung.
„Wenn die Nager auf solchen Flächen nicht bekämpft werden, weichen sie bei Räumung und Baubeginn auf Nachbargrundstücke aus“, erklärt Detlef Kadler, Mitarbeiter in der Fachgruppe Umweltbezogener Gesundheitsschutz des LAGeSo. Genauso wurden in großen Anlagen wie dem Görlitzer Park die oft wenigen und viel zu kleinen Abfallbehälter kritisiert. Die mangelhafte Pflege kommunaler Grünflächen, etwa nicht regelmäßig zurückgeschnittene Bodendecker, behinderten zudem die effektive Bekämpfung der Tiere.
„Es kommen auch längst nicht alle Einwohner ihrer Anzeigepflicht nach, wenn es um Ratten geht“, ergänzt Detlef Kadler. Gastwirte befürchteten Nachteile, und so manche Hauseigentümer oder Grundstücksbesitzer wüssten ganz einfach nicht, dass Rattenbefall gemeldet werden muss und nur ausgewiesene Fachkräfte mit der Bekämpfung beauftragt werden dürfen. „Vor allem aber klappt das Zusammengehen von Bekämpfung und Ursachenbeseitigung nicht“, so Detlef Kadler.
Hier sieht der LAGeSo-Mitarbeiter die einzelnen Bezirke in der Pflicht: Bei einem starken Befall von Ratten müssten alle Betroffenen an einen Tisch geholt werden: Eigentümer, Hausverwaltungen, Grünflächenamt, Tiefbauamt, Ordnungsamt, BSR, Schädlingsbekämpfer und Kanalbetriebe der Wasserwirtschaft. Solch regionales Zusammenwirken gehört zu den empfohlenen Maßnahmen, die auf dem Treffen beim LAGeSo zusammengetragen wurden. Bisher jedoch, so Detlef Kadler, habe er so gut wie keine Rückmeldung über eine Umsetzung erhalten.
Allerdings: Anzeigen von Rattenbefall durch Bürger nehmen zu, was an den Möglichkeiten von Online-Meldungen über die Ordnungsamts-App liegt.
Rosemarie Mieder
21.08.2018