Durchschnittlich acht Wochen muss man in Berlin auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS) warten, in manchen Bezirken sogar über drei Monate. Für Wohnungssuchende ist das eine Zumutung, schließlich braucht man den Schein, um eine öffentlich geförderte Wohnung („Sozialwohnung“) beziehen zu können.
Unrühmlicher Spitzenreiter ist Marzahn-Hellersdorf, wo die Bearbeitungszeit derzeit 17 Wochen beträgt. Begründet wird das mit deutlich steigenden Antragszahlen, einer „drastischen Zunahme“ unvollständiger Anträge und der Corona-Pandemie. Weil nur in Ausnahmefällen persönliche Vorsprachen möglich sind, müssten fehlende Unterlagen schriftlich angefordert werden, erklärt die Amtsleiterin.
Die Bearbeitungszeiten seien vor der Pandemie viel kürzer gewesen, heißt es auch im Bezirksamt Mitte. Noch im Februar 2020 brauchte man dort drei, inzwischen sind es zwölf Wochen. „Wir konnten den Bearbeitungsstau aber schon etwas abbauen, unser Höchststand war im Januar 2021 mit 15 Wochen“, so die zuständige Stadträtin Ramona Reiser (Linke). In der starken Zunahme der Anträge sieht sie ein Indiz für die berlinweit steigende Mietbelastung.
In Lichtenberg hat unter anderem der Zuwachs an neu fertig gestellten öffentlich geförderten Wohnungen zu steigenden Antragszahlen und damit auch zu einer Bearbeitungszeit von zwölf Wochen geführt. Die meisten anderen Bezirke schaffen es in vier bis fünf Wochen. Alle Bezirke betonen, dass die Bearbeitungszeit wesentlich kürzer ausfällt, wenn die Unterlagen vollständig eingereicht werden. „Die Leute füllen den Antrag nebenbei in der U-Bahn aus, fotografieren ihn ab und senden ihn dann oft noch in einem Dateiformat, das nicht lesbar ist“, sagt der Amtsleiter von Friedrichshain-Kreuzberg, Eckhard Sagitza. Der gute alte Postweg würde die Sache mitunter beschleunigen.
Birgit Leiß
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28.08.2021