Die unter „Leserbriefe“ abgedruckten Beiträge sind Meinungsäußerungen von Leserinnen und Lesern zu Berichten im MieterMagazin und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Betr.: MieterMagazin 3/2021, Seite 24, Birgit Leiß:
„Mieterinitiative Weberwiese ‚Milieuschutz sind wir‘ – Durchmischten Kiez erhalten“
Weniger Propaganda!
Ihre Zeitung lese ich immer sehr intensiv. Die Weberwiese ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Als Kind haben wir am Pionier-Nachmittag für das „Nationale Aufbauprogramm“ Geld gesammelt. Mein Vater hat dafür auch eingezahlt, obwohl er eine fünfköpfige Familie zu ernähren hatte. Er war damals als Briefträger bei der Post angestellt. Wenn ich mir vorstelle, dass dieses Volkseigentum einfach verkauft wird und Spekulanten damit ein Vermögen machen, packt mich die blanke Wut. Aber so wurden uns ja das gesamte Volkseigentum wie zum Beispiel das Eisenhüttenstadt-Stahlwerk und tausende andere Objekte geraubt. Deshalb bin ich für eine Enteignung dieser Spekulanten ohne Entschädigung – die steht nämlich uns zu.
Ihr Artikel ist ideologisch sehr belastet. Etwas weniger Propaganda gegen die DDR in Ihrer Einleitung wäre schön gewesen. Der Wohnkomplex wurde nicht von den DDR-Oberen erbaut, sondern von den Bauarbeitern der DDR. Die Regierung hat es geplant. In der DDR konnten sich die Bürger von ihrem Einkommen eine Wohnung leisten. Vielleicht sollten Sie mal das derzeitige System in Frage stellen? Der Mieterinitiative wünsche ich viel Erfolg.
M. Rostalski (81 Jahre alt)
Betr.: MieterMagazin 1+2/2021, Seite 8: Katharina Buri:
„Preiserhöhung bei der BSR – Der gelbe Sack hat ausgedient”
Residenz des Mülls
In unserem Kiez hat die Gewobag die Müllentsorgung umgestellt. Sämtliche Tonnen und Container wurden verbannt und von einem Unterflursystem abgelöst. Unterirdische Behälter für Pappe/Papier, Bio-Müll, Wertstoffe und Restmüll werden von den Mietern befüllt und von Fahrzeugen der BSR vor Ort entleert. Mangels ausreichender Aufnahmekapazität durch „Fehlplanung“ entsorgen die Mieter weiterhin ihren Abfall wie früher daneben. Ein Ende ist nicht abzusehen. Füchse, Krähen und Ratten haben weiterhin ein lukratives Betätigungsfeld, von Geruchsbelästigung ganz abgesehen. Das ganze Areal (Ringstraße, Prühßstraße, Rathausstraße, Riegerzeile, Gersdorfstraße) mit circa 850 Mietern hat die Wohnungsbaugesellschaft als „Wohnpark“ ausgewiesen. Vielleicht erhält der Kiez demnächst noch den Titel „Residenz“.
J. Körting, 12105 Berlin
Betr.: MieterMagazin 4/2021, Seite 6, Jens Sethmann:
„Mietendeckel und Milieuschutz – Wo die Mühlen ganz besonders langsam mahlen“
Sprechblasen
Als wir Ihren Bericht gelesen haben, waren die Namen Machulik und Bewig für uns keine Überraschung. Nicht nur in dieser Angelegenheit, von der Sie schreiben, sondern auch in anderen Angelegenheiten sind das unfähige Stadträte für Spandau. Der dritte im Bunde ist der durch die Hintertür Bürgermeister gewordene Helmut Kleebank. Seit Jahren produzieren diese drei nichts außer Sprechblasen. Im Bezirk sieht man Verfall, Verschmutzung, Parkverstöße und so weiter. Schreibt man diese drei Herrn an und weist auf die Mängel hin, sind sie nur beleidigt. Eine Antwort bekommt man nicht. Dass Machulik und Bewig in das Berliner Abgeordnetenhaus und Kleebank in den Bundestag wollen – da kann man nur hoffen, dass das nicht klappt. Also haben Sie keine Hoffnung, dass das von Ihnen angesprochene Problem in nächster Zeit gelöst wird.
Chr. u D. Fritzen per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 6+7/2020, Seite 6, Rosemarie Mieder: „Deutsche Wohnen wegen Diskriminierung verurteilt – Keine Besichtigung mit türkischem Namen“
Als Samson wären die Chancen besser
Ich heiße zwar nicht Gökhan, Ali oder Bogdan. Im Zweifel macht das aber keinen Unterschied. Besonders wenn ich Zugriff auf knappe Ressourcen benötige – so wie eine Wohnung in Berlin. Klar, in Corona-Zeiten wird das Aussortieren von Bewerbungen vereinfacht, das geht mit dem Namen besonders schnell, auf das Gehalt wird dann gar nicht mehr geschaut. Zugegeben, ich war vorgewarnt: Meine erste Wohnungssuche mit meiner damaligen Partnerin in Berlin klappte nach etlichen Versuchen sofort, nachdem ich meinen Namen wegließ. Auch in meiner Geburtsstadt Wien war mir gesagt worden: Tut mir leid, der Hausbesitzer möchte keine ausländischen Namen. Trotzdem schmerzt es, wenn Entscheidungen über mein Leben auf ein Klingelschild reduziert werden. Diese Benachteiligung ist besonders schmerzhaft, da ich keine Ausweichmöglichkeiten habe. Denn es geht nicht um den Rassismus Einzelner, sondern um den verfestigten strukturellen Rassismus. Nach der 90. Wohnungsbewerbung bin ich nun erleichtert, eine Besichtigung und Zusage erhalten zu haben. Immerhin ergaben meine Versuche, dass ein Samson Schaat eine Besichtigungsquote von 50 Prozent hätte.
Samer Schaat per E-Mail
26.08.2021