Es ist gute Tradition, dass das MieterMagazin vor Wahlen die Ankündigungen der politischen Parteien im Bereich der Mieten- und Wohnungspolitik ausleuchtet. Anders als zuvor haben wir die Parteien jedoch nicht um die Beantwortung spezieller Fragen gebeten, sondern Aussagen in ihren Programmen und Äußerungen ihrer Fach- und Spitzenpolitiker zu bestimmten Themen zusammengefasst, die für Berlin von besonderer Bedeutung sind. Das erlaubt der Leserin und dem Leser Übersicht und Vergleich und räumt den einzelnen Parteien etwa gleich viel Platz ein.
Die Reihenfolge der Parteidarstellungen geht nach der jeweiligen Fraktionsgröße im Berliner Abgeordnetenhaus. Den Abschluss bilden die Forderungen des Berliner Mietervereins zu denselben Themen.
Wie immer geben MieterMagazin und Berliner Mieterverein keine Wahlempfehlungen. Doch wir bitten Sie, in ihre Wahlentscheidung mit einzubeziehen, wie die Parteien derart große Probleme der Hauptstadt wie die Bezahlbarkeit der Mieten, die Verfügbarkeit von Wohnraum und die Sicherheit vor Verdrängung gewährleisten, nein: erst einmal herbeiführen wollen. Dazu dient diese Analyse. Sie stützt sich auf Programmpunkte und Aussagen der Berliner Landesparteien, stellt aber, wo es Abweichungen oder Ergänzungen gibt, auch die Standpunkte der Bundesparteien dar.
Eine Bitte zum Abschluss: Machen Sie von Ihrem Recht Gebrauch und nehmen Sie an den Wahlen zu Bundestag, Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung teil – dieses Mal noch erweitert um die Abstimmung zum Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co enteignen“. Wem der Gang ins Wahllokal zu beschwerlich oder pandemiebedingt zu problematisch ist, kann von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch machen. So verhindern Sie, was verhindert werden sollte: dass wieder eine Fraktion die Mehrheit stellt, die in den Parlamenten auf jeden Fall nicht vorkommen wird – die der Nichtwähler.
Untersucht haben wir Programm-Inhalte
und Politiker-Aussagen zu den Themen:
Mietenbegrenzung, Mietendeckel, Mieten-Stopp
„Deutsche Wohnen & Co enteignen“: Vergesellschaftung von Wohnungsbeständen
Neubau und Sozialer Wohnungsbau
Umwandlung
Die „Mietpreisbremse“
Energetische Sanierung
Wohnungsleerstand und Zweckentfremdung
Weitere Vorhaben / Abweichungen im Bundesprogramm
Die Programme der einzelnen Parteien
lassen sich wie folgt zusammenfassen:
SPD: Bauen, zukaufen, Mieten deckeln
Mehr bezahlbare Wohnungen bauen, Mieten wirksam regulieren und Leerstand bekämpfen – das sind die wohnungspolitischen Kernforderungen der Berliner SPD.
CDU: Neubau statt Mietendeckel, Eigentum statt Enteignung
„Berlin-Plan“ nennt sich das 135-seitige Wahlprogramm der CDU, seit 2016 die größte Oppositionsfraktion im Abgeordnetenhaus. Das Motto: „Unser Berlin. Mehr geht nur gemeinsam.“
Die Linke: Eine soziale, ökologische und demokratische Stadt ist möglich
Vergesellschaftung, Sozialwohnungen, Wohnraumkataster – die Linke verspricht in ihrem Wahlprogramm mehr Mieterschutz und klare Regeln für private Vermieter.
Die Grünen: Gemeinwohl und Klimaschutz unter einem Hut
Das 250-seitige Landeswahlprogramm der Bündnisgrünen steht unter der Überschrift „Grünes Licht für Morgen – Unser Plan für Berlin“.
AfD: Vorschriften entrümpeln, Investoren nicht abschrecken
Reglementierungen auf dem Wohnungsmarkt erinnern die AfD an DDR-Politik. Sie setzt vor allem auf Eigentumsbildung.
FDP: Kein Dirigismus am Wohnungsmarkt
Mitpreisbremse beenden, Milieuschutzgebiete abschaffen, Wohneigentum fördern – die Freien Demokraten wollen bisheriges Ordnungsrecht aufheben.
BMV: Leistbare Mieten schaffen und leistbare Wohnungen bauen
Der Berliner Mieterverein tritt für Regulierungen auf dem Wohnungsmarkt und bei den Mietpreisen ein und hat auch die Bezieher niedriger Einkommen im Auge.
Mietenbegrenzung, Mietendeckel, Mieten-Stopp
SPD
Als Reaktion auf das Urteil fordert Spitzenkandidatin Franziska Giffey jedoch keinen bundesweiten Mietendeckel, sondern formuliert allgemeiner: „Die Aufgabe, Mieterinnen und Mieter wirklich wirksam vor ausufernden Mieten zu schützen, muss auf Bundesebene angegangen werden.“
• Konkret will man sich für einen fünfjährigen Mietenstopp einsetzen.
CDU
• Für eine „verlässliche Mietpreisbegrenzung“ will die CDU „unverzüglich einen rechtssicheren, qualifizierten Mietspiegel“ erstellen. Statt weiterer Einschränkungen der Mietpreise will die CDU ein „Berliner Mietergeld“ einführen. Dieses soll auch an Haushalte mit mittleren Einkommen ausgezahlt werden, damit sie nicht mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen. Das „Mietergeld“ soll im Mietpreissegment von 8 bis 13 Euro pro Quadratmeter gewährt werden.
• Persönliche Nutzungshindernisse wie im Fall der Quarantäneanordnung begründen keine Gebrauchsbeeinträchtigung der Mietsache. Eine Mietminderung scheidet daher aus.
Die Linke
• Bei Wiedervermietung im landeseigenen Bestand soll zudem die Belegungsquote von WBS-Berechtigten von derzeit 63 Prozent auf 70 Prozent steigen, und Zwangsräumungen durch städtische Wohnungsbaugesellschaften sollen ganz eingestellt werden.
• Um Mieter mit geringen Einkommen zu entlasten, planen die Linken eine Ausrichtung der Mieten am Haushaltsnettoeinkommen.
• Ihr großes erklärtes Ziel ist jedoch ein bundesweiter Mietendeckel – zumindest aber eine vom Bund geschaffene Länderöffnungsklausel, die Handeln auf Länderebene ermöglicht.
Bündnis 90/Die Grünen
• Unabhängig davon wollen die Grünen auf Landesebene alle Möglichkeiten nutzen, eine soziale Wohnraumversorgung mit dauerhaft bezahlbaren Mieten zu sichern.
• Bei den landeseigenen Wohnungsunternehmen wollen sie den Mietendeckel gesetzlich verankern. Ihre Rolle soll außerdem in einem „Wohnungsgemeinwohlgesetz“ festgeschrieben werden.
• Außerdem möchten die Grünen einen Gewerbemietendeckel entwickeln.
AfD
FDP
• Dazu gehören für die Partei sowohl Mietpreisbremse als auch Mietendeckel. Es müsste stattdessen die Fortschreibung des Mietspiegels gewährleistet werden.
Berliner Mieterverein
• Nun bleibt das Problem steigender Mieten und erfordert eine wirksame Regulierung – jetzt auf Bundesebene. Berlin soll sich daher über eine Bundesratsinitiative für einen befristeten Mietenstopp und mittelfristig für eine Begrenzung der Mieterhöhungen auf 1,5 % pro Jahr einsetzen.
• Mieterhöhungen nach Modernisierungen sind auf 4 % der Modernisierungskosten jährlich und höchstens 1,50 Euro pro Quadratmeter zu beschränken.
• Flankierende Mietenregulierungen sind erforderlich, solange ein am Bedarf vorbei realisierter Neubau überwiegend teure Wohnungen oder Eigentumswohnungen entstehen lässt
„Deutsche Wohnen & Co enteignen“: Vergesellschaftung von Wohnungsbeständen
SPD
• Keine einheitliche Haltung gibt es dagegen zu der gescheiterten Übernahme der Deutsche Wohnen durch die Vonovia und dem von der SPD eingefädelten Deal. Während der Regierende Bürgermeister Michael Müller die Vereinbarung als Gewinn für die Mieter angepriesen hat, twitterte SPD-Finanzexpertin Cansel Kiziltepe: „Jeder kritische Kopf, aber auch Wirtschaftsliberale sollten gegen so eine Fusion sein.“ Zum neuerlichen Anlauf einer Übernahme hält man sich bei den Sozialdemokraten bedeckt.
• Die Partei spricht sich klar für den weiteren Ankauf von Wohnungen durch städtische Wohnungsbaugesellschaften aus. Das Ziel: 500 000 landeseigene Wohnungen bis in die frühen 2030er Jahre.
CDU
• Da aus Sicht der CDU nur der Wohnungsneubau gegen die Wohnungsnot hilft, werden Zukäufe von Bestandswohnungen in ihrem Wahlprogramm nicht thematisiert. Für den Wohnungsbau will die CDU geeignete Flächen für das Land Berlin ankaufen und „konsequent vergünstigt für bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen“ – nicht nur landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, sondern auch Genossenschaften, Baugruppen und privaten Immobilienentwicklern.
• Um die Spekulation mit Grundstücken einzudämmen, verspricht die CDU, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass Baurecht befristet wird, Baugebote besser durchgesetzt werden können, Spekulationsgewinne konsequent besteuert und Modelle zur Umgehung der Grunderwerbsteuer bekämpft werden.
• Gerade diese Vorschläge standen schon in der zu Ende gehenden Legislaturperiode des Bundestages in der CDU-SPD-Regierungskoalition zur Debatte, sind aber von der Unionsfraktion zurückgewiesen worden.
Die Linke
Bündnis 90/Die Grünen
• Die Grünen wollen den Druck des Volksbegehrens dazu nutzen, nach Wiener Vorbild einen gemeinwohlorientierten Wohnungsbestand an Mietwohnungen von mehr als 50 Prozent zu erreichen. Dazu haben sie den „Mietenschutzschirm“ entwickelt. Immobilienunternehmen, die der Enteignung entgehen wollen, sollen ein Mietenmoratorium, preiswerte Wiedervermietungen, verlässliche Instandhaltungen und ein Wohnungstauschrecht zusagen.
• Die Grünen wollen das Vorkaufsrecht weiter konsequent nutzen und auch den gezielten Ankauf von Wohnungen, besonders die Rekommunalisierung von Sozialwohnungen vorantreiben. Dazu schlagen sie vor, eine Ankaufagentur zu gründen. Mit dem neuen „Berliner Bodenfonds“ soll die strategische Ankaufspolitik ausgeweitet werden. „Wir erwerben die Stadt Stück für Stück zurück“, kündigen die Grünen an.
• Die Privatisierung landeseigener Grundstücke schließen sie aus.
AfD
FDP
• Grundstücke in Landeseigentum, die nicht für künftige Aufgaben benötigt würden, sollten in Zukunft zügig verkauft werden, um anderen Bauherren die Möglichkeit zum Wohnungsbau zu geben.
Berliner Mieterverein
Neubau und Sozialer Wohnungsbau
SPD
• Weitere Bausteine: effizientere Baugenehmigungsverfahren und die unbürokratische Vergabe von preiswerten Erbbaurechten an landeseigenen Wohnbauflächen zugunsten von Genossenschaften.
• Das von der SPD eingeführte „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ ermögliche den Bau preisgünstiger Wohnungen und soll daher weiterentwickelt werden. „30 Prozent Sozialquote für Private und eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit – damit wollen wir für bezahlbaren Wohnungsbau sorgen“, sagt Annika Klose, Direktkandidatin für den Wahlkreis Mitte. „Boden ist keine beliebige Ware und darf nicht dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen werden“, heißt es im Wahlprogramm.
• Der Bodenspekulation will man mittels Durchsetzung von Baugeboten und der Abschöpfung von Bodenwertzuwächsen entgegenwirken.
CDU
• Für Neubauviertel schwebt der CDU ein „Berliner Quartiersmodell“ mit folgender Mischung vor: 15 Prozent Gewerbe, 15 Prozent Büros, 25 Prozent Mietwohnungen mit einer maximalen Kaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter, 15 Prozent Wohnungen bis 10 Euro pro Quadratmeter und 30 Prozent Eigentumswohnungen.
• „Der Wohnungsbau muss erleichtert, Genehmigungsverfahren beschleunigt werden“, fordert Christian Gräff, Sprecher für Bauen und Wohnen der CDU-Fraktion. Der Neubau soll vorrangig durch Nachverdichtung in der Innenstadt entstehen.
• Um Dachaufstockungen zu vereinfachen, will die CDU eine „Flexibilisierung beim Brandschutz“ prüfen.
• Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollen vor allem durch Neubau ihren Bestand bis 2025 auf 400.000 Wohnungen erhöhen.
Die Linke
• Außerdem sieht es eine engere Kooperation mit Genossenschaften vor. Sie erhalten besseren Zugang zu landeseigenen Grundstücken, wenn sie dort preisgünstig beziehungsweise preisgebunden bauen.
Bündnis 90/Die Grünen
• Die Förderung des Sozialen Wohnungsbaus wollen die Grünen deutlich erhöhen. Sie soll besonders in dauerhaft sozialgebundene und möglichst CO2-neutral errichtete Wohnungen fließen.
• Bei den Bauprojekten der landeseigenen Wohnungsunternehmen soll der Anteil geförderter Wohnungen deutlich steigen. Auch private Bauherren sollen mindestens 50 Prozent der Wohnungen für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen bauen. Die Grünen wollen ebenso gemeinschaftliche und sozial integrative Wohnformen fördern.
• Um möglichst viele Baugrundstücke zu gewinnen, wollen die Grünen das Vorkaufsrecht nutzen, Baugebote aussprechen und Entwicklungsgebiete ausweisen. „Aber: Neubau allein wird die Mietenexplosion nicht bremsen können“, betont Bettina Jarasch.
AfD
• Außerdem fordert die AfD die Einrichtung eines Baulandkatasters, die Schließung von Baulücken und den Ausbau von Dachgeschossen.
• Genossenschaften sollen bei Vergabe landeseigener Grundstücke bevorzugt werden. Diese und die private Wohnungswirtschaft sollen den Neubau hauptsächlich leisten.
• Sozialer Wohnungsbau sei dagegen verzichtbar, stattdessen sollen Bedürftige Mietzuschüsse erhalten, mit denen sie sich auf dem freien Markt Wohnraum suchen können.
FDP
• Platz für neue Wohnungen sieht die FDP auch am Rande des Tempelhofer Feldes, bei der Überbauung von Einzelhandels- und Verkehrsflächen und in neuen Hochhäusern. Dort sollen mindestens 20 Prozent des geschaffenen Wohnraums einer Mietpreisbindung unterliegen.
• Damit all das unbürokratischer vonstatten geht, müsse die Landesbauordnung entschlackt, vereinheitlicht und das Bauplanungsrecht von den Bezirken auf die Senatsverwaltung übertragen werden. Eine Typenbaugenehmigung soll die Bearbeitung von Bauanträgen ebenfalls vereinfachen und beschleunigen.
Berliner Mieterverein
• Die Berliner Immobilien Management (BIM) sollte dafür den städtischen Wohnungsunternehmen (beziehungsweise für andere gemeinwohlorientierte Träger im Konzeptverfahren auf Erbpachtbasis) mehr Grundstücke zu Verfügung stellen.
• Außerdem sollte der Bestand an städtischen Wohnungen durch Neubau, Ankauf und gegebenenfalls Vergesellschaftung auf 500.000 Wohnungen erweitert werden.
Umwandlung
SPD
CDU
• Die CDU will nicht nur „landeseigene Zuschuss-, Darlehens- und Bürgschaftsprogramme auflegen“, sondern sich auch dafür einsetzen, dass das Baukindergeld des Bundes fortgesetzt wird, und dieses dann noch mit einem „Baukindergeld plus“ des Landes Berlin aufstocken.
• Außerdem sollen beim Wohnimmobilienkauf die ersten 300.000 Euro von der Grunderwerbsteuer befreit werden. Zur Förderung des Wohneigentums will die CDU zudem ein „Mietkauf“-Modell einführen.
Die Linke
• Die Zahl der Milieuschutzgebiete soll sich weiter erhöhen.
Bündnis 90/Die Grünen
• Die Bildung von Wohneigentum soll im Geschosswohnungsbau auf Neubauten beschränkt sein.
• Die Grünen wollen außerdem landespolitische Maßnahmen zum Schutz vor Eigenbedarfskündigungen prüfen.
• Eine Eigentumsförderung findet sich im Wahlprogramm der Grünen nicht.
AfD
FDP
• Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollten ein Konzept vorlegen, um Mieterprivatisierung in ihrem Bestand anzukurbeln.
Berliner Mieterverein
Die „Mietpreisbremse“
SPD
CDU
Die Linke
Bündnis 90/Die Grünen
• Modernisierungskosten sollen nur noch bei Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Barrierenbeseitigung auf die Mieten umgelegt werden.
• Die Grünen wollen sich im Bund dafür einsetzen, dass die Grundsteuer nicht mehr auf Mieter abgewälzt werden darf.
AfD
FDP
Berliner Mieterverein
• Solange auf Bundesebene keine adäquaten Mietpreisregulierungen gelten, fordert der Berliner Mieterverein eine weitere Verschärfung der Mietpreisbremse dahingehend, dass insbesondere die Ausnahme der überhöhten Vormiete und der vorherigen beziehungsweise der umfassenden Modernisierung gestrichen und eine volle Transparenz bei der Miethöhe vor Vertragsschluss verpflichtend wird.
• Flankierend ist über eine Reform des § 5 Wirtschaftsstrafgesetz („Wucher-Paragraf“) sicherzustellen, dass diese Vorschrift wieder anwendbar wird und Mietpreisüberhöhungen mit Bußgeldern sanktioniert werden können.
Energetische Sanierung
SPD
• Berliner SPD-Politiker haben sich aber wiederholt für eine Reduzierung der Modernisierungsumlage auf vier bis sechs Prozent ausgesprochen. Energetische Modernisierungen sollen sich am Prinzip der Warmmietenneutralität orientieren. „Wir wollen ein Förderprogramm für ökologische Maßnahmen“, erklärt die Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Mitte, Annika Klose.
• Solaranlagen sollten möglichst auf jedes Dach. Die Kosten dafür sollen die Vermieter tragen.
CDU
Die Linke
Bündnis 90/Die Grünen
• Damit die Mieter nicht überfordert werden, will die Partei die jetzige Umlage der Modernisierungskosten durch ein Drittelmodell ersetzen. Die Kosten sollen zu je einem Drittel auf Vermieter, Mieter und Staat aufgeteilt werden. Ziel ist, dass die höhere Kaltmiete durch Energiekosteneinsparung aufgewogen wird und so die Warmmiete gleich bleibt. So lange dies vom Bund nicht umgesetzt wird, wollen die Grünen Modernisierungen mit Landesmitteln stärker fördern und die Umlage der Kosten wie im Mietendeckel kappen.
AfD
FDP
Berliner Mieterverein
• Die Umlage nach Modernisierung in ihrer jetzigen Form ist abzuschaffen, mindestens aber auf 4 % der Investition zu beschränken und bei 1,50 Euro pro Quadratmeter im Monat innerhalb von 8 Jahren zu kappen. Energetische Maßnahmen sollen möglichst warmmietenneutral sein.
• Aus Sicht des Mietervereins ist jetzt die Zeit reif, Gebäudeeigentümer ordnungsrechtlich zu Maßnahmen in Klimaschutz und Energieeinsparung zu bewegen und dies mit steuerlichen Erleichterungen zu unterstützen. Die Betriebskostenverordnung ist dahingehend zu ändern, dass die am 1. Januar 2021 eingeführte CO2-Bepreisung auf fossile Energieträger zu Lasten der Vermietern geht, damit dies für sie einen Anreiz zur energetischen Verbesserung darstellt. Die CO2 -Bepreisung auf fossile Energieträger verteuert jetzt das Heizen für Mieterinnen und Mieter durch Abwälzung im Rahmen der Betriebskosten, doch die gewünschten CO2-Reduktionen können nicht durch sparsames Heizen erzielt werden.
Wohnungsleerstand und Zweckentfremdung
SPD
CDU
Die Linke
Bündnis 90/Die Grünen
AfD
FDP
Berliner Mieterverein
Weitere Vorhaben / Abweichungen im Bundesprogramm
SPD
• Damit sich Mieter gegen unlautere Vermieter-Praktiken zur Wehr setzen können, hat man sich erfolgreich für eine kostenlose Mieterberatung in allen Bezirken eingesetzt. Um das Kleingewerbe zu schützen, fordert die SPD die Einführung eines Gewerbemietendeckels.
Abweichungen im Bundesprogramm:
Gegen Eigenbedarfskündigungen und Mietwucher
• Kanzlerkandidat Olaf Scholz will im Bund den Neubau-Turbo anwerfen. 400 000 neue Wohnungen sollen jährlich gebaut werden, darunter 100 000 Sozialwohnungen. Das sei „ambitioniert, aber alternativlos“, so Scholz beim Deutschen Mietertag 2021. Bis der Neubau greift, will er ein bundesweites Mietenmoratorium einführen. Außerdem kündigte er an, die Mietpreisbremse zu entfristen und Schlupflöcher, etwa Ausnahmen für möblierte Wohnungen, abzuschaffen. Weiterhin will man sich dafür einsetzen, Mieter vor Eigenbedarfskündigungen durch Erwerber zu schützen.
• Der Straftatbestand Mietwucher soll reaktiviert werden. „Mietwucher ist kein Kavaliersdelikt – er ist ein Rechtsverstoß, der Folgen haben muss“, erklärt Johannes Fechner, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Weiter steht auf der Agenda der Bundes-SPD die Stärkung und rechtssichere Ausgestaltung des Mietspiegels. Mietspiegel dürften keine bloßen Neumietenspiegel sein. Künftig sollen die Mieten der letzten acht Jahre herangezogen werden.
CDU
• Die CDU will prüfen, ob das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten zu einem „Landesamt für soziales Wohnen“ weiterentwickelt werden kann. Dies soll die „Vermittlung von sozialem Wohnraum für alle Bedarfsgruppen“ vereinfachen.
Abweichungen im Bundesprogramm:
Die Union im Bund zieht nicht überall mit
• Die Vorschläge der Berliner CDU zum Vorgehen gegen die Spekulation mit Grundstücken und gegen Mietwucher finden sich im Bundestagswahlprogramm der CDU/CSU nicht wieder. Schon in der zu Ende gehenden Legislaturperiode standen diese Themen zur Debatte, sind aber von der Unionsfraktion im Bundestag zurückgewiesen worden. Der Berliner CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner war daran als baupolitischer Sprecher der CDU/CSU nicht ganz unbeteiligt.
• Beim Mietrecht sieht die Union im Bund keinen Handlungsbedarf. „Wir setzen nicht auf rechtlich fragwürdige und ungeeignete Eingriffe wie den Mietendeckel“, heißt es in ihrem Programm. „Der beste Mieterschutz ist und bleibt ausreichender Wohnraum.“ Ziel sind 1,5 Millionen neue Wohnungen bis 2025. Damit Wohnen bezahlbar bleibt, setzen CDU und CSU auch weiterhin auf die Förderung des Sozialen Wohnungsbaus und eine Wohngeldanpassung.
Die Linke
• Für alle Aufgaben rund ums Wohnen will die Linke ein neues Landesamt für Wohnungswesen aufbauen.
Abweichungen im Bundesprogramm:
Klimaneutralität bei Wohnungen bis 2040• 150.000 kommunale und genossenschaftliche Wohnungen will die Bundespartei der Linken pro Jahr errichten. Dabei gilt der Grundsatz: Einmal gefördert, immer gebunden. 50 Prozent des Wohnungsmarktes sollen künftig in öffentlicher und gemeinnütziger Hand konzentriert sein.
• Die Modernisierungsumlage sei abzuschaffen. Mietaufschläge dürften nur in Höhe der Einsparungen bei Heizung und Warmwasser erhoben werden. Eingeführt werden sollen verbindliche Sanierungspläne und ein bundesweiter Klima-Check aller Gebäude bis 2025. Bis 2040 soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral sein.
Bündnis 90/Die Grünen
• Mieterräte, Mieterbeiräte und selbstverwaltete Hausprojekte sollen in ihren Rechten gestärkt werden.
Abweichungen im Bundesprogramm:
Indirekter Mietenstopp und EigentumsförderungIn ihrem Bundestagswahlprogramm fordern die Grünen nicht direkt einen Mietenstopp, sondern ein Gesamtkonzept, das unter anderem auch Mietobergrenzen ermöglicht. Bundesweit möchten sie auch den Erwerb von Wohneigentum fördern, etwa durch eine Begrenzung der Maklercourtage, eine Senkung der Grunderwerbsteuer für Selbstnutzer und ein Mietkauf-Modell.
AfD
Damit sich mehr Menschen Eigentum leisten können, soll die Grunderwerbsteuer gesenkt und staatliche Bürgschaften für den Kauf gewährt werden. Dass sich Berlin regelrecht damit brüste, eine Mieterstadt zu sein, sei absurd, so Wohnungs-Experte Laatsch, und verweist demgegenüber auf solche Vorbilder wie Italien oder Spanien: „Nach unserer Überzeugung schützt Wohneigentum vor Altersarmut, Gentrifizierung und Mietsteigerungen.“
Abweichungen im Bundesprogramm:
Wohnungsnot durch massenhafte Einwanderung
• Gerade einmal zweieinhalb Seiten des über 200 Seiten starken Wahlprogramms der AfD zur Bundestagswahl widmen sich dem Bereich Wohnen. Die einzigen Punkte: Eigentumsförderung und „Mehr Wohngeld statt Sozialer Wohnungsbau“.
• Ursache der Wohnungsnot ist nach Überzeugung von Udo Hemmelgarn, dem baupolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, die „Armutseinwanderung“. Jeder „syrische Rückkehrer“ entspanne den Wohnungsmarkt. Die Forderung nach einem bundesweiten Mietendeckel hält der Bundestagsabgeordnete für „hochgradig verantwortungslos“.
FDP
• Die „teure und ineffektive Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts“ müsse beendet werden.
Abweichungen im Bundesprogramm:
Abschreibungen erhöhen, Grunderwerbsteuer senken
• Das Bundeswahlprogramm der FDP hat einige im Landeswahlprogramm nicht genannten Vorschläge: Um den Wohnungsbau zu fördern, soll die lineare Abschreibung bei Wohnungsbauinvestitionen von zwei auf drei Prozent erhöht werden.
• Mit einem Freibetrag von bis zu 500 000 Euro für natürliche Personen bei der Grunderwerbsteuer soll Wohneigentum gefördert werden. Dieser Freibetrag soll „wiederauffüllbar“ sein, damit er bei Verkauf für einen Neuerwerb wieder zur Verfügung steht. Share Deals bei Verkäufen von Immobilienpaketen sollen per Gesetz verhindert werden.
Wohnungspolitische Forderungen des BMV zu den Wahlen 2021
Autoren dieses Wahl-Spezial: Birgit Leiß, Rosemarie Mieder, Jens Sethmann
06.09.2021