Die bundesweit tätige Adler Group könnte nach Wirecard der nächste milliardenschwere Skandalfall werden, diesmal in der Immobilienbranche. Der aus einer Schreibmaschinenfirma entstandene Wohnungskonzern ist mit seltsamen Wertsteigerungen und Investitionsruinen wie dem Areal der Holsten-Brauerei in Hamburg aufgefallen. Auch am Steglitzer Kreisel, wo rund 100 Eigentumswohnungen entstehen sollen, tut sich schon länger nichts. Eine investigative TV-Recherche hat das Geschäftsgebaren unter die Lupe genommen.
Die beiden Autoren Michael Richter und Christoph Twickel deckten nicht bezahlte Handwerkerrechnungen und Scheingeschäfte mit Verwandten auf. Sie sprachen mit Whistleblowern und geprellten Käufern, immer die Frage im Blick: Warum bleiben Grundstücke in bester Lage unbebaut? Ihr Fazit: Der Adler Group geht es gar nicht ums Bauen. Vielmehr sind die erworbenen Grundstücke nur Mittel zum Zweck, um sich bei den Banken neues Geld zu leihen – ein Schneeballsystem, dem die Kommunen hilflos zusehen. Inzwischen ermittelt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen und hat bereits Rechnungslegungsfehler festgestellt – viel zu spät, betonen die Autoren. Der eigentliche Skandal dieses Immobilienpokers sei, dass die Banken dabei stillhalten.
bl
10.07.2023