Der Senat hat für 16 Hauptverkehrsstraßen Tempo-30-Abschnitte angeordnet. Für Berlin ist das ein Novum, bisher wurden Tempobeschränkungen überwiegend in Wohngebieten eingeführt.
Es handelt sich um Straßenabschnitte, die besonders stark durch Lärm und Luftschadstoffe belastet sind und wo besonders häufig Unfälle passieren. Insgesamt hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 100 Stellen auf die Wirkung einer möglichen Temporeduzierung untersucht. Überall dort, wo der Bus- und Tramverkehr zu stark beeinträchtigt würde oder wo eine Verdrängung des Verkehrs in Nebenstraßen zu befürchten wäre, entschied man sich gegen Tempo 30. Künftig gilt beispielsweise in der Schildhornstraße, der Beusselstraße, der Skalitzer und der Potsdamer Straße Tempo 30 – allerdings nur auf bestimmten Teilstrecken. Die 16 Abschnitte in allen Teilen der Stadt sind zwischen 167 und 880 Meter lang und addieren sich zu insgesamt 5380 Metern. Damit würden etwa 4700 Anwohner entlastet. Gesundheit und Sicherheit wiegen schwerer als eine halbe Minute Zeitverlust auf 100 Meter, so die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer.
Als „wirtschaftsfeindlich“ und „umweltpolitisch unsinnig“ kritisiert der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Alexander Kaczmarek, das Konzept. Die CDU macht derzeit mit einer Postkartenaktion Stimmung gegen die „Schleichstrecken auf Hauptstraßen“. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt dagegen die Anordnung. „Allerdings reicht das bei weitem nicht aus, es sind zu wenige Straßen und zu kurze Abschnitte, um die Belastung durch Lärm und Abgase wirksam zu mindern“, meint der BUND-Verkehrsreferent Martin Schlegel.
Die neuen Tempobeschränkungen sollen ab November schrittweise umgesetzt werden. Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/05
Echtes Novum: Tempo 30 jetzt auch auf Hauptverkehrsstraßen
Foto: Paul Glaser
02.08.2013