Die Fluktuation der Berliner Bevölkerung ist nach wie vor beträchtlich. Aber auch der Trend zu Single-Haushalten und Veränderungen in der Altersstruktur wirken sich auf den Wohnungsleerstand aus.
Während die Einwohnerzahlen der innerstädtischen Gebiete wachsen, verzeichnen die Großsiedlungen am östlichen Stadtrand zum Teil dramatische Einwohnerverluste. Für die Marzahner Straße in Hohenschönhausen zum Beispiel ermittelte das Statistische Landesamt für den Zeitraum 2000 bis 2004 einen Rückgang der Einwohnerzahl von 84,8 Prozent!
Daten zum Wohnungsleerstand wurden bisher nur alle vier bis fünf Jahre erhoben – im Rahmen des Mikrozensus, einer statistischen Repräsentativerhebung, mit allen damit verbundenen Mängeln. So wird eine Wohnung bereits als leer stehend registriert, wenn sie nach mehrmaligem Aufsuchen nicht geöffnet und nach äußerem Anschein nicht bewohnt wird. Selten genutzte Zweitwohnungen sowie Wohnungen von längerfristig Verreisten oder Erkrankten gelten so als leer stehend.
Das Marktforschungsinstitut „empirica“ hat jetzt eine marktaktive Leerstandsquote entwickelt, die nur Wohnungen als leer einstuft, für die keine Miete gezahlt wird. Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern bleiben dabei allerdings ebenso außen vor wie solche ohne Zentralheizung und zentraler Warmwasserversorgung.
Auch diese Zahlen spiegeln also nicht den tatsächlichen Leerstand wieder. Ging der letzte Mikrozensus (April 2002) aber noch von einer bundesweiten Leerstandsquote von 8,2 Prozent aus, liegt der Leerstandsindex von empirica mit 3,9 Prozent weit darunter. Die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern sind gravierend: Der Osten verzeichnet 7,9 Prozent, der Westen 2,3 Prozent. Wohnungen mit weniger als 50 Quadratmetern Wohnfläche stehen dabei weit häufiger leer als solche mit 60 bis 80 Quadratmetern. Berlin liegt mit 5,6 Prozent weit über dem bundesweiten Durchschnitt. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) ging vor Jahresfrist noch von 2,3 Prozent Leerstand wegen „echter Vermietungsschwierigkeiten“ aus.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 10/05
27.04.2013