Die Berliner Koordinierungsstellen „Rund ums Alter“ bieten kostenlose Information und Beratung für ältere Menschen und ihre Angehörigen an. Uneinsichtige Vermieter behindern allerdings immer wieder ihre Arbeit.
Fritz K., 64 Jahre, wohnt seit 1991 in einem Kreuzberger Altbau, drei Treppen, ein Zimmer mit Küche und Bad. Er hat starke, rheumabedingte Schmerzen, kann sich nur mit dem Rollator in der Wohnung bewegen und ist anerkannt schwerbehindert – Pflegestufe I. Das Bad, gerade mal 1,65 mal 1,80 Meter groß, kann er aufgrund seiner Behinderung nicht mehr nutzen. Erstes Hindernis ist eine viel zu hohe Türschwelle. WC und Wanne stehen so eng zusammen, dass er einen Toilettenstuhl im Wohnzimmer benutzen muss. In die Wanne kann der Mieter schon lange nicht mehr, vielmehr muss er sich im Bett waschen lassen.
Trotz dieser beträchtlichen Einschränkungen möchte Fritz K. in seiner Wohnung bleiben. Die Koordinierungsstelle „Rund ums Alter“ Friedrichshain-Kreuzberg hat ihm deshalb einen Badumbau vorgeschlagen: eine Rampe an der Schwelle, die Entfernung der Wanne, den Einbau einer flachen Duschtasse mit Klappsitz und Haltegriffen, einen neuen Waschtisch, ein höheres an der Wand aufgehängtes WC und einen neuen Durchlauferhitzer. Kosten: etwa 5300 Euro.
Gabriela Matt von der Koordinierungsstelle hat im Mai 2006 dem Hausverwalter einen Kostenvoranschlag geschickt. Seinen Anteil daran könnte der Vermieter als Modernisierungsmaßnahme auf die Miete umlegen. Bis zu 2557 Euro der veranschlagten Kosten kann die Pflegekasse übernehmen. Die Koordinierungsstelle könnte sogar nach der Zustimmung des Vermieters zum Badumbau eine Finanzierung durch andere Träger organisieren. Aber der Hausverwalter hat bis heute nicht geantwortet. Die Zustimmung könnte eingeklagt werden, aber kann man das einem 70-Jährigen zumuten? Immer wieder versuchen Vermieter – so die Erfahrung in der Koordinierungsstelle – durchaus berechtigte Wohnungsanpassungen auf diese Art und Weise „auszusitzen“. Dabei lassen sich behindertengerechte Wohnungen oft leichter vermieten als „normale“.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 10/06
Der behindertengerechte Umbau wird finanziell unterstützt, bedarf aber oft der Zustimmung des Vermieters
Foto: Koordinierungsstellen Rund ums Alter
28.07.2013