Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag hat schon wieder einen neuen Eigentümer. Der US-amerikanische Private-Equity-Fonds Oaktree verkaufte die von ihm gehaltenen 85 Prozent der Gehag-Geschäftsanteile an das börsennotierte Unternehmen „Deutsche Wohnen AG“. Der neue Eigentümer kündigte prompt Mieterhöhungen an.
Manchmal kommt es anders und schneller als gedacht. Das MieterMagazin 7+8/07 berichtete noch, dass Oaktree plane, die Gehag an die Börse zu bringen. Doch kurz darauf stieß der Fonds die Gehag für 535 Millionen Euro ganz ab. Damit hat sich ein weiteres Mal eine der „Heuschrecken“ nach kürzester Zeit vom deutschen Wohnungsmarkt wieder verabschiedet. Die Zusicherung, nicht den schnellen Profit zu suchen, sondern sich „langfristig“ zu engagieren, hat sich erneut als unzutreffend herausgestellt. Grund für den Verkauf war offenbar die zu geringe Rendite. Die Mieterhöhungsmöglichkeiten sind augenscheinlich ebenso überschätzt worden wie das Käuferinteresse an einzelnen Wohnungen.
Aber auch der neue Eigentümer setzt auf die Gewinnmaximierungskarte: Die Durchschnittsmiete bei der Gehag soll von derzeit 4,60 Euro pro Quadratmeter netto auf 5,60 Euro gesteigert werden, und zwar durch Mieterhöhungen nach dem Mietspiegel, über Modernisierungen und teurere Neuvermietungen. Schon seit 2005 verfolgt die Gehag einen Mieterhöhungsfahrplan, an manchen Standorten sind „Zielmieten“ von bis zu 7 Euro angepeilt. Auch der Einzelverkauf – beispielsweise von Reihenhäusern in der Britzer Hufeisensiedlung – wird weiter forciert. Die Wohnungen der Gehag liegen größtenteils in den Berliner Südwest-Bezirken, die meisten in Neukölln: Neben der Hufeisensiedlung gehört auch der größte Teil der Gropiusstadt der Gehag.
Mit dem Verkauf der Gehag ist die Firma Oaktree aber nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Der Fonds übernahm im gleichen Zug 25 Prozent der neuen Gehag-Eigentümerin Deutsche Wohnen AG, einer ehemaligen Tochter der Deutschen Bank. Mit dem Erwerb der 27.000 Gehag-Wohnungen hat diese ihren Bestand mehr als verdoppelt. Der Kauf der Gehag wurde von der Börse allerdings abgestraft. Der Kurs der Deutschen Wohnen verlor am Tag nach der Transaktion über sechs Prozent und ging danach noch weiter zurück.
Die 1924 gegründete Gehag war bis 1998 landeseigen. Der Senat verkaufte zunächst 75 Prozent des Unternehmens, 2001 dann den Rest – bis auf eine einzige Alibiaktie, die das Land Berlin bis heute hält. Jetzt will sich die Deutsche Wohnen auch noch um die Übernahme der bei der HSH Nordbank verbliebenen 15 Prozent der Gehag-Anteile bemühen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 10/07
Die Spekulation geht weiter: Die Gehag-Wohnungsbestände wurden erneut verkauft (hier: Neuköllner Hufeisensiedlung)
Foto: Christian Muhrbeck
15.07.2013