Bröckelnder Putz, marode Balkone – das Gebäude in der Friedrich-List-Straße 40/42 in Johannisthal ist dringend instandsetzungsbedürftig. Um die Bewohner vor herabfallendem Putz zu schützen, wurde das Haus Ende Juni sogar eingezäunt. Gleichwohl erhielten die Mieter nur einen Tag später eine Mieterhöhung.
Die Mängel an der Fassade und im Treppenhaus hätten keine Auswirkung auf das Mieterhöhungsverlangen, teilte die „Deutsche Wohnen“ (DW) einem betroffenen Mieter mit. Schließlich handele es sich um im Rahmen der laufenden Instandhaltung behebbare Mängel. „Was versteht man hier unter laufender Instandhaltung – in den 50 Jahren, die ich hier wohne, wurde an der Fassade nichts gemacht“, empört sich der Mieter. Die geforderte Miete liegt mit 4,53 Euro pro Quadratmeter zwar unter dem Mietspiegel-Mittelwert von 4,66 Euro. Doch angesichts des schlechten Gebäudezustandes ist die ortsübliche Vergleichsmiete noch niedriger, wie man in der Beratungsstelle des Berliner Mietervereins ausgerechnet hat. Dort riet man den Mietern, der Mieterhöhung nicht zuzustimmen. Wegen der Einzäunung sei außerdem eine Mietminderung angemessen. Die Deutsche Wohnen will das nicht akzeptieren und hat bereits mit einer Zustimmungsklage gedroht. „Wir haben den schlechten Gebäudezustand bei der Ermittlung der neuen Miete berücksichtigt“, erklärt Unternehmenssprecher Bernhard Elias. „Wir sind selber über den Zustand der Häuser sehr unglücklich und würden unseren Mietern den unschönen Anblick des Zauns gern ersparen“, so Elias. Für 2009 sei die Sanierung der Fassade geplant.
Die Friedrich-List-Straße 40/42 gehörte bis 2006 der Eisenbahnsiedlungsgesellschaft Berlin (ESG). Dann übernahm die Deutsche Wohnen die rund 13.100 Wohnungen der ESG. Im Juli 2007 schloss man sich mit der Gehag zusammen. Mittlerweile ist die DW das zweitgrößte börsennotierte Immobilienunternehmen in Deutschland mit einem bundesweiten Bestand von knapp 50.000 Wohnungen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/08
Mit der Mieterhöhung fix, mit der Instandhaltung hapert es: Gebäude der „Deutsche Wohnen“ in der Friedrich-List-Straße
Foto: Christian Muhrbeck
09.07.2013