Eine Kreuzberger Institution steht vor dem Aus: Nach über 25 Jahren muss der Mieterrat Block 100 am Mariannenplatz seine Arbeit einstellen.
Bisher erhielt die selbstorganisierte Interessenvertretung Fördergelder aus dem Programm „Soziale Stadt“. Viel war es nicht, ein Großteil der Arbeit wurde ehrenamtlich geleistet. Doch ein neuerlicher Förderantrag wurde jetzt abgelehnt, für 2008 seien keine Mittel mehr vorhanden, hieß es beim Quartiersmanagement Mariannenplatz. „Wir können unmöglich auch noch selber für die Materialkosten aufkommen“, sagt hingegen Gisela Hellwig vom Mieterrat. Seit dem 1. August stehen die Bewohner daher vor verschlossenen Türen. Lediglich die Mieterberatung findet weiterhin einmal wöchentlich im Büro in der Waldemarstraße 70 statt. Die Wohnungsbaugesellschaft Degewo stellt die Räume für ein Jahr kostenlos zur Verfügung. Bisher konnten sich die Mieter auch bei den Betriebskostenabrechnungen helfen lassen, außerdem wurde eine Schuldner- und Sozialberatung angeboten. Zwar hat das Quartiersmanagement in Aussicht gestellt, dass der Verein 2009 wieder Gelder bekommt, allerdings ausdrücklich keine Honorarkosten. „Womit sollen wir dann beispielsweise die Übersetzung der Infoblätter ins Türkische bezahlen?“, empört sich Gisela Hellwig. Insgesamt 1200 Menschen leben in den Sozialbauwohnungen, 60 Prozent davon sind türkischsprachig.
Seit Anfang der 80er Jahre unterstützt der Mieterrat das nachbarschaftliche Miteinander und organisiert beispielsweise Flohmärkte, Kiezputzaktionen und Babysitting. Gemeinsam mit der Degewo bemüht man sich, die extrem hohen Betriebskosten zu senken, etwa durch Mülltrennung. „Wir schätzen die professionelle, ausgleichende Hilfe des Mieterrats sehr und hoffen, dass die Arbeit weitergeht“, sagt die Sprecherin der Degewo, Erika Kröber.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/08
Dem „Mieterrat Block 100“ wurde jetzt auch der letzte Rest an finanzieller Zuwendung gestrichen
Foto: Christian Muhrbeck
13.04.2013