In den 80er Jahren entstand in Kreuzberg ein neues Phänomen: Junge Menschen ließen sich mit ihren Bauwagen im Schatten der Berliner Mauer nieder und kultivierten eine in Berlin bis dahin wenig bekannte Wohnform mit wenig Komfort und viel Freiraum. Der Begriff der „Wagenburgen“ war schnell gefunden.
Die Nachbarn reagierten auf diese Ansiedlungen mit Skepsis oder gar mit offener Ablehnung. Das halbnomadische Leben in diesen Freiräumen war doch für viele befremdlich und undurchschaubar, der Unterschied zum etablierten Wohnen zu groß. Viele dieser mobilen Ansiedlungen mussten inzwischen wieder weichen, einige bestehen dagegen noch heute. Ob Wagenburgen aber jemals einen ähnlich akzeptierten Status erlangen wie Hausboote, Datschen oder Dauer-Campingplätze und als urbane Realität und Alternative angesehen werden? Jetzt gibt zumindest die Ausstellung „Wagenburg leben in Berlin“ im Kreuzberg-Museum einen Überblick über die Geschichte dieser ungewöhnlichen Siedlungsform und einen Einblick in den alternativen Lebensstil der Rollheimer: Präsentiert werden Fotografien, Videofilme, Hörstationen mit Interviews, Kunstwerke und Alltagsgegenstände aus den Wagenburgen.
js
MieterMagazin 10/08
Foto: Ralf Marsault
Wagenburg leben in Berlin, Kreuzberg-Museum, Adalbertstraße 95 a, noch bis zum 16. November, Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr, Eintritt frei
09.07.2013