Die Höhe der Mietschulden hat einen historischen Tiefpunkt erreicht – trotz Finanzkrise und ungeachtet der Dauer-Debatte um die Mietnomaden. Als Grund nennen die Wohnungsunternehmen das konsequente und frühzeitige Eingreifen. Doch gelegentlich wird auch des „Guten“ zuviel getan.
Einen deutlichen Rückgang der Mietschulden hatte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) unlängst zu vermelden. Von 757 Millionen Euro im Jahr 2003 sind die Rückstände bei den GdW-Unternehmen auf 496 Millionen Euro im Jahr 2010 gesunken. Das ist ein Minus von etwa 34,5 Prozent. Die positive Entwicklung sei durch die weitere Professionalisierung des Forderungsmanagements erreicht worden, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des GdW: „Es gibt eine vielfältige Zusammenarbeit mit öffentlichen Schuldnerberatungs- und sozialen Einrichtungen.“
So arbeitet das Berliner Wohnungsunternehmen Gesobau mit einem gemeinnützigen Träger zusammen. Die Sozialarbeiter gehen zu säumigen Mietern in die Wohnung, besprechen mit ihnen die Ursachen für die Rückstände und informieren über Wohngeld und andere Leistungen. Die Degewo, die ebenfalls seit über fünf Jahren ein umfassendes Forderungsmanagement betreibt, konnte damit nicht nur die Mietschulden senken, sondern auch die Zahl der kostspieligen Zwangsräumungen halbieren.
Davon haben natürlich auch Mieter etwas. Wer in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist, weiß kompetente Hilfe zu schätzen. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass auch Mieter, die lediglich Mietminderung geltend gemacht haben oder strittige Betriebskostennachforderungen zurückhalten, von mehr oder weniger freundlichen Inkasso-Mitarbeitern Besuch bekommen. Bei einigen Unternehmen wird offenbar nicht zwischen Mietschulden und – ordnungsgemäß angezeigter – Mietminderung unterschieden. Hat man die Mietminderung ordnungsgemäß vorgenommen, sollte man sich nicht auf irgendwelche „Hilfsangebote“ einlassen.
Man ist auch nicht verpflichtet, Schuldnerberater oder Mitarbeiter eines Inkasso-Unternehmens in die Wohnung zu lassen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/11
Wer Zahlungsschwierigkeiten hat, ist beim Schuldnerberater richtig
Foto: Christian Muhrbeck
13.06.2018