Mehr als ein Viertel des gesamten deutschen Stromverbrauchs geht auf Kosten privater Haushalte. Dabei gibt es einfache Tricks, um die persönliche Energiebilanz zu verbessern.
Nach einer Erhebung der Energie-Agentur Nordrhein-Westfalen auf Basis von 380.000 Datensätzen verbrauchen Haushalte – unabhängig von ihrer Größe – den meisten Strom für das private Arbeitszimmer (knapp 13 Prozent) und die TV-/Audio-Ausstattung (knapp 12 Prozent). In Haushalten mit elektrischer Warmwasserbereitung ist diese allerdings mit sage und schreibe 27,7 Prozent Spitzenreiter beim Stromverbrauch. Aufs Kühlen entfallen 10,4, auf die Beleuchtung knapp 10 Prozent des privaten Stromverbrauchs. Doch auch Kleinvieh macht Mist – zum Beispiel Anrufbeantworter oder DVD-Rekorder, die permanent unter Strom stehen.
Ein Kühl- und Gefriergerät der Energieeffizienzklasse A+ benötigt bis zu 50 Prozent mehr Strom als eines der Bewertung A+++. Allerdings sind derzeit erst wenige dieser sparsamen Geräte auf dem Markt. Ein Trost: Auch mit A++-Geräten lässt sich schon gut Geld sparen.
Je größer Kühl- und Gefrierschrank sind, desto mehr Strom verbrauchen sie: 100 Liter mehr Inhalt bedeuten zehn bis 30 Prozent mehr Energieverbrauch. Für Ein- und Zwei-Personen-Haushalte reicht für gewöhnlich ein Kühlschrank mit etwa 100 bis 160 Litern Nutzinhalt. Für jede weitere Person rechnet man rund 60 Liter zusätzlich. Bei Gefriergeräten reichen ungefähr 50 bis 80 Liter pro Person. Je kühler die Umgebung des Gerätes ist, desto geringer ist der Stromverbrauch. Die Geräte sollten deshalb nicht direkt neben Herd oder Heizung stehen.
Gusseiserne Kochplatten „verheizen“ Ihr Geld
Mit Gas lässt es sich effizienter und klimafreundlicher kochen als mit Strom, denn Elektrokochplatten müssen sich erst aufheizen. Für Elektroherde gilt: Glaskeramikkochfelder benötigen zehn bis 20 Prozent weniger Strom als gusseiserne, Glaskeramikkochfelder mit Induktionstechnik sogar rund 40 Prozent weniger. Die – leider relativ teuren – Induktionsherde erzeugen dank magnetischer Wechselfelder Hitze nur dort, wo sie auch gebraucht wird: im Boden von Topf oder Pfanne. Die müssen allerdings aus speziellem Material sein. Beim Backen ist Umluft effizienter als Ober- und Unterhitze, da die Temperatur 20 bis 30 Grad niedriger sein darf und man den Ofen auf mehreren Ebenen gleichzeitig nutzen kann. Generell verbraucht ein verschmutzter Backofen mehr Strom, da er die Wärme schlechter leitet.
Um einen Liter Wasser zu kochen, benötigt ein guter Wasserkocher ein Drittel weniger Energie und deutlich weniger Zeit als es das Wassererhitzen in einem Topf auf dem Elektroherd erfordert. Auch im Vergleich zur Mikrowelle schneiden Wasserkocher besser ab.
Kaffeevollautomaten, mit denen man auch Espresso, Cappuccino oder Milchkaffee zubereiten kann, ziehen häufig unnötig viel Strom. Denn die Maschinen halten das Wasser in ihrem Tank bis zum nächsten Gebrauch warm und gehen dafür in den Stand-by-Modus. Sparsamer sind Geräte mit Auto-Off-Funktion: Bei Nichtgebrauch schaltet sich die Wassererwärmung nach vorgegebener Zeit automatisch ab.
Moderne Spülmaschinen sind so sparsam, dass sie besser abschneiden als das Spülen per Hand. Bevor die Maschine allerdings nur halb beladen läuft, greift man doch besser selbst zur Spülbürste. Energiesparprogramme spülen mit niedrigeren Temperaturen oder verzichten aufs Vorspülen. Das spart fünf bis zehn Prozent Energie und das Geschirr wird in der Regel dennoch sauber.
Schnurlose Telefone mit Basisstation stehen ständig unter Strom, werden aber oft nur eine Stunde am Tag wirklich genutzt. Hier ist eine niedrige Leistungsaufnahme (unter 1 Watt) im Stand-by-Modus besonders wichtig. Anrufbeantworter im Netz, die über zentrale Großrechner bereitgestellt werden, benötigen etwa 27-mal weniger Energie und verursachen 66-mal weniger Elektroschrott als ein separates Gerät, so das Öko-Institut. Das Ladegerät fürs Mobiltelefon sollte nach dem Laden nicht an der Steckdose bleiben: Es verbraucht permanent weiter Strom.
Klassische Röhrenfernseher verbrauchen nicht unbedingt mehr Strom als moderne Flachbildgeräte, denn sie sind meist deutlich kleiner, haben eine schlechtere Auflösung und geringere Ausstattung als LCD- oder Plasmafernseher. Gerade letztere verbrauchen meist deutlich mehr als Röhre oder LCD. Je größer die Bildschirmdiagonale, je höher die Auflösung und je ausgefeilter die Technik, desto mehr Strom zieht in der Regel ein Gerät. Sparsame Fernseher benötigen im Stand-by-Modus nur 0,1 Watt. Beim Neukauf sollte man auf einen richtigen Ausschalter achten. Einige Geräte verfügen zudem über die Funktion „Auto-Power-Off“ und schalten sich nach vorgegebener Zeit automatisch vom Stromnetz.
Set-Top-Boxen (Receiver) für die Nutzung von Kabel- und Satelliten-TV oder digitales Antennenfernsehen (DVB-T) bleiben häufig viele Stunden im Stand-by-Modus, obwohl sie problemlos ausgeschaltet werden könnten. Ein effizientes Gerät benötigt im Betrieb weniger als ein, ein ineffizientes circa zehn Watt. Da DVD-Rekorder nicht komplett ausgeschaltet werden, wenn sie für Filme programmiert sind oder die Uhr weiterlaufen soll, ist der Stromverbrauch im Bereitschaftsmodus hier besonders wichtig: Effiziente Geräte brauchen weniger als ein Watt.
Hi-Fi-Anlagen ziehen selbst dann Strom, wenn aus den Boxen kein Ton kommt. Ältere Verstärker verbrauchen selbst im Bereitschaftsmodus über 30 Watt. Energieeffiziente Anlagen besitzen Digitalverstärker, bei denen je nach Lautstärke auch der Stromverbrauch variiert. Mit Aktivboxen kann man sich einen Verstärker sparen: Die Lautsprecher werden direkt an einen MP3-Player oder ein Notebook angeschlossen. Gibt es jedoch keinen Ausschalter, treibt das die Stromkosten wieder nach oben. Die komplette Anlage sollte deshalb immer ganz ausgeschaltet werden, wenn sie nicht genutzt wird.
Geräuschpegel verrät Energiehunger
Ein sehr energieeffizienter Desktop-Computer ohne besondere Anwendungen wie Videobearbeitung oder 3D-Computerspiele hat im Betrieb eine Leistungsaufnahme von etwa 30 Watt, ein ineffizientes Gerät dagegen von mehr als 100 Watt. Laut Öko-Institut lässt sich ein großer Energiehunger häufig an einem hohen Geräuschpegel erkennen. Notebooks benötigen weniger Energie als Desktop-PCs, denn damit der Akku möglichst lange läuft, muss er die Energie besonders effizient nutzen. Das externe Notebook-Netzteil sollte nach dem Gebrauch allerdings immer vom Netz getrennt werden.
Schon bei einer Arbeitspause von einer viertel Stunde lohnt es sich, Computer oder Notebook komplett auszuschalten oder zumindest in den Ruhemodus zu versetzen. Automatisch einstellen lässt sich das über das sogenannte Power-Management. Bei manchen Geräten muss die Funktion erst unter der Systemsteuerung (Menüpunkt „Energieoptionen“ oder „Energie sparen“) aktiviert werden. Auf Bildschirmschoner, besonders auf 3D-animierte, verzichtet man besser ganz: Ihr Energiehunger ist enorm. Um Strom und Geld zu sparen, sollten PC, Modem und Router nur dann laufen, wenn sie auch wirklich genutzt werden.
Kristina Simons
MieterMagazin 10/11
Beim Fernsehgerät bestimmen Bilddiagonale und Auflösung den Stromverbrauch
Strom spart, wer das Notebook bei aufgeladenem Akku vom Netz nimmt
Bei schnurlosen Telefonen ist der Stromverbrauch im „Leerlauf“ entscheidend
alle Fotos: Sabine Münch
Informationen und Gerätedatenbanken der Deutschen Energie-Agentur:
www.stromeffizienz.de
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Einfach abschalten
Laut Öko-Institut wissen 70 Prozent der Haushalte in Deutschland nicht, wie hoch ihr eigener Energieverbrauch ist. Mithilfe eines Strommessgerätes beziehungsweise Energiekostenmonitors lässt sich der Stromverbrauch einzelner Geräte leicht messen und versteckter Stromverbrauch aufspüren. Die Verbraucherzentralen und viele Stadtwerke, Elektrofachgeschäfte und Baumärkte verleihen solche Messgeräte sogar kostenlos. Laut Umweltbundesamt (UBA) können durch sogenannte Leerlaufverluste bei einem durchschnittlichen Haushalt im Jahr rund 100 Euro unnötiger Kosten zusammen kommen – verursacht vor allem von Geräten im Bereitschaftsmodus (Stand-by) und fehlende oder unzureichende Ausschalter. Schnelle Abhilfe schaffen zum Beispiel an- und ausschaltbare Steckdosenleisten, die es schon für wenige Euro zu kaufen gibt.
ks
06.03.2023