Von den derzeit rund 40,5 Millionen Wohnungen in Deutschland sind lediglich ein bis zwei Prozent altersgerecht, das heißt barrierefrei oder -arm. Bleibt das so, fehlen 2020 etwa drei Millionen altersgerechte Wohnungen.
Zu viele Stufen, enge Duschen mit hohem Einstieg, Stolperfallen beim Gang auf den Balkon oder die Terrasse – 90 Prozent aller Seniorenhaushalte (Bewohner über 65 Jahre) müssen derzeit mit viel zu vielen Barrieren leben. So steht es im Forschungsbericht „Wohnen im Alter – Marktprozesse und wohnungspolitischer Handlungsbedarf“. Der wurde vom Kuratorium Deutsche Altershilfe im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erstellt und analysiert den Wohnungsbestand und die Lebenssituation älterer Menschen. Sein Fazit: Derzeit fehlen 2,5 Millionen altersgerechte Wohnungen, um den Bedarf zu decken, bis 2020 dürften es drei Millionen sein.
Angesichts dieser Tatsache ist es kein Wunder, dass es von vielen Seiten Kritik hagelte, als der Bund sein Programm „Altersgerecht Umbauen“ zu Beginn dieses Jahres einstellte. Von 2009 bis 2011 hatte die Regierung Umbauprojekte mit jährlich 100 Millionen Euro unterstützt. Rund 82 500 Wohnungen konnten so barrierearm beziehungsweise barrierefrei hergerichtet werden. Mit Beginn diesen Jahres übernahm die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Förderung und legte ein eigenes Programm auf. Das fällt allerdings mit 20 Millionen Euro pro Jahr drastisch schmaler aus. „Es wird zwar zu Recht kritisiert, dass das Regierungs-Programm auslief“, meint David Eberhard, Pressesprecher des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), „aber die Maßstäbe für die vom Bund bisher geförderte Wohnungssanierung waren auch sehr hoch angesetzt.“ Wohnungen für Senioren müssten nicht unbedingt rollstuhlgerecht umgerüstet werden. Wichtiger sei, dass die Wohnungen auch bezahlbar bleiben.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 10/12
90 Prozent der Seniorenhaushalte in Deutschland sind nicht nach den Bedürfnissen älterer Menschen ausgestattet
Foto: Christian Muhrbeck
21.12.2016