200 Senioren eines Gebäudes in der Friedrichshainer Palisadenstraße haben kürzlich eine Nachricht bekommen, die schon vielen anderen Berlinern in jüngster Zeit den Wohnungsboden unter den Füßen weggezogen hat: Zu Ende Oktober, so verkündete ihnen ihr Vermieter, laufe die Anschlussförderung aus, die er für den Sozialwohnungsbau Palisadenstraße 41-46 bekommt.
Der Hauseigentümer ließ die Bewohner wissen, dass er nun die volle Kostenmiete von seinen Mietern verlangen werde. Für die Rentner heißt das: Statt durchschnittlich 6 Euro pro Quadratmeter könnten künftig über 12 Euro fällig werden. Die Senioren gehen auf die Barrikaden. Als selbsternannte „Palisaden-Panther“ versuchen sie Druck auf die Politik zu machen, denn ohne Änderung der Gesetze stehen sie auf verlorenem Posten. Seit der Senat 2003 beschlossen hat, die Anschlussförderung von Sozialbauten bestimmter Baujahrgänge zu streichen, dürfen Vermieter dort horrende Mietsteigerungen vornehmen.
Die Senioren sind nicht nur alt und gesundheitlich stark angeschlagen, sondern auch ziemlich mittellos. Ihre Wohnungen haben sie einst bekommen, weil sie einen Wohnberechtigungsschein vorlegen konnten. „Die Menschen hier sind verängstigt“, sagt Karl-Heinz Volck, einer der Palisaden-Panther. „Der große Teil bekommt eine ganz kleine Rente – selbst wenn sie sich einschränken, reicht das nicht.“
Günstiger könnte die Miete nur noch werden, wenn die Kostenmiete falsch berechnet wurde. Ein Blick in die Wirtschaftlichkeitsberechnung gibt Aufschluss. „Sie muss bei jeder Mieterhöhung im Sozialen Wohnungsbau zumindest als Auszug beigelegt werden“, sagt Mietervereins-Geschäftsführer Reiner Wild.
Der Vermieter reagierte nicht auf Fragen des MieterMagazin. Laut Palisaden-Panther hat er aber bereits eine Vorstellung, was mit den Wohnungen passieren soll, für die die Rentner bald nicht mehr zahlen können: Umwandlung in Ferienwohnungen.
Wiebke Schönherr
MieterMagazin 10/12
„Die Menschen hier sind verängstigt“: Mieter Karl-Heinz Volck
Foto: Christian Muhrbeck
20.03.2013