Derzeit sind wieder Tausende von Studenten auf der Suche nach einer Bleibe. Noch nie hatten sie es so schwer wie zu diesem Semesterbeginn. Bezahlbare Wohnungen sind rar, für die Wohnheimplätze gibt es lange Wartelisten, und selbst für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bewerben sich bis zu 150 Interessenten.
„Man bekommt meistens gar keine Antwort auf seine E-Mail“, erzählen Sophia, Franziska und Constanze, die über die einschlägigen Internetportale ein WG-Zimmer suchen. Von Freunden hatten sie schon gehört, dass es schwer sei, in Berlin eine Unterkunft zu finden. Aber wie schwer – das hatten sie sich nicht vorstellen können. Seit Wochen sind sie auf der Suche. „Was einem da teilweise angeboten wird, ist eine Unverschämtheit“, sagen die Studien-Neulinge, die aus Thüringen und Brandenburg kommen. Für winzige Zimmer werden horrende Mieten und zusätzlich Kaution verlangt.
Die drei Studentinnen waren Anfang September zu einer Info-Veranstaltung in die Humboldt-Universität gekommen. Die Uni wollte den jungen Leuten Tipps für die Wohnungssuche geben. Organisiert hatte den „Tag des Wohnens“ auch der Berliner Mieterverein. „Wir wollten vor allem den Neuberliner Studenten Hilfestellung bei der Wohnungssuche geben und sie für die zukünftigen Probleme von Mietverhältnissen sensibilisieren“, so Wibke Werner vom BMV.
Die Ursache für die schwierige Lage: Eine steigende Zahl von Studierenden trifft auf einen ohnehin extrem angespannten Wohnungsmarkt in der Hauptstadt. Mit den Hartz-IV-Haushalten konkurrieren sie vor allem um die kleinen, preisgünstigen Wohnungen. Dazu kommt, dass jahrzehntelang keine Studentenwohnheime mehr gebaut wurden – im Gegenteil: Noch zur Jahrtausendwende wollte der Senat das Studentendorf Schlachtensee abreißen. Erst nach jahrelangem Kampf wurde das denkmalgeschützte Dorf 2003 an eine Studenten-Genossenschaft übergeben. Mittlerweile wurde der Handlungsbedarf erkannt. Immerhin, die städtischen Wohnungsunternehmen wollen ihr Angebot jetzt deutlich erhöhen. 377 neue Wohnplätze entstehen derzeit im „Wohncampus Adlershof“, auch hier unter Federführung der Studentengenossenschaft Schlachtensee. Und im Plänterwald baut ein privater Investor sogar ein Container-Dorf für 400 Studenten. 349 Euro soll eine 26 Quadratmeter große Frachtcontainer-Wohnung kosten.
Am Stadtrand gebe es noch genügend leer stehende, preiswerte Wohnungen, empfahl der BBU den Studienanfängern. Sogar Brandenburg sollten sie in Betracht ziehen, die S-Bahn-Anbindung sei schließlich optimal. Für Sophia ist das keine Option.
„Klar würde ich am liebsten in Mitte wohnen“, räumt sie ein. Und das nicht nur, weil hier am meisten los ist. „Maximal 45 Minuten Fahrtzeit würde ich in Kauf nehmen, ich will doch nicht den halben Tag in der S-Bahn verbringen“. Dass sie flexibel sein muss, ist ihr dennoch bewusst. „Notfalls muss ich übergangsweise was nehmen und dann weitersuchen.“
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/13
Sophia, Franziska und Constanze beklagen „winzige Zimmer mit horrenden Mieten“
Foto: Nils Richter
10.05.2017