Der Immobilienverband Deutschland (IVD) hat einen „Marktmietspiegel“ für Berliner Geschosswohnungen vorgelegt. Das Fazit des Maklerverbandes: Berlin habe „nach wie vor erschwingliche faire Mieten“. Der Berliner Mieterverein (BMV) nennt diese Bewertung „grotesk“.
Der IVD-Marktmietspiegel gibt die Nettokaltmieten bei Neuvermietungen am Stichtag 1. Mai 2013 an. In Standardlagen werden im Durchschnitt 6,87 Euro pro Quadratmeter verlangt. Spitzenreiter ist Charlottenburg-Wilmersdorf mit 8,25 Euro. Gegenüber der letzten Erhebung vor zwei Jahren verzeichnet der IVD einen Anstieg um 11,3 Prozent. Den größten Sprung machten die Mieten in Friedrichshain-Kreuzberg mit einem Plus von 16,7 Prozent. In den sogenannten Vorzugslagen zogen die Mieten noch stärker an. Der IVD spricht dennoch von einem „unterdurchschnittlichen Mietniveau“.
Er will mit den Zahlen „dem politischen Irrweg, den der Berliner Senat in puncto Mietbremse, Milieuschutz, Kappungsgrenze und Eigentumverhinderungssteuer beschreitet“, Paroli bieten. Insbesondere wendet sich der Verband gegen die Kappungsgrenze für Mieterhöhungen, die der Senat für ganz Berlin bei 15 Prozent innerhalb von drei Jahren festgelegt hat. Dafür fehle die Rechtsgrundlage, meint der IVD, denn sein Bericht, für den allerdings nur 1300 Mietdaten ausgewertet wurden, widerlege, dass eine angemessene Wohnraumversorgung in Berlin gefährdet ist.
„Das stellt eine groteske Verdrehung der Situation dar“, erklärt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. „Die Strategie ist durchsichtig. Es geht darum, gegen die von CDU/CSU, SPD, Grünen und Linken im Bund befürwortete Deckelung der Neuvertragsmieten Sturm zu laufen.“ Makler haben ein persönliches Interesse an teuren Mieten: je höher der Mietpreis, desto üppiger ist ihre Provision.
Jens Sethmann
MieterMagazin 10/13
Trotz Mietenexplosion und langen Schlangen bei der Wohnungsbesichtigung: Laut IVD ist eine angemessene Wohnungsversorgung gewährleistet
Foto: Sabine Münch
15.11.2013