Vermieter seien Sicherheitsfanatiker, Kontrollfreaks und Mafiosi. Sie schikanieren Mieter, entwohnen Häuser und hassen Kinder, Tiere und Balkonpflanzen. Autor Marcus Bachert hat sein halbes Leben zur Miete gewohnt und weiß, wovon er schreibt.
Wenn auch unter Pseudonym, denn „er hat Angst vor seinem Vermieter und möchte seine Wohnung nicht verlieren“. Im Vorwort erwähnt er seine Mutter, die ihren Mietern jeden Wunsch von den Augen ablas. Alle anderen Vermieter gehören in seinen Augen zu einem „extrem berechnenden und widerwärtigen Menschenschlag“. Natürlich: Es gibt keine Statistik über gute und schlechte Vermieter, und spektakuläre Fälle von Vermieterwillkür finden eher Leser als Berichte über normale Mieter-Vermieter-Beziehungen. Satire darf übertreiben, aber Schwarzmalerei hilft selten bei der Bewältigung des bisweilen problematischen Mieteralltags. Nach der ausführlichen Darlegung der 111 Gründe, jeden Vermieter zu hassen, bekennt der Autor: „Ich selbst wäre in ihrer Position wahrscheinlich keinen Deut besser.“ Vermieter agieren jedoch nicht im rechtsfreien Raum, privater oder gemeinschaftlicher Widerstand der Mieter ist möglich, kommt in dem Buch jedoch definitiv zu kurz. Trotzdem: gut geschrieben, amüsant zu lesen, und bereits die Erkenntnis, Probleme mit anderen zu teilen, hilft bisweilen.
rb
27.09.2016