Der Pharmakonzern Bayer will wieder einmal Wohnhäuser auf seinem Areal abreißen. Diesmal geht es um Wohnraum an der Tegeler Straße 2-5, aber mittelfristig sollen wohl alle Mietshäuser entlang der Bahntrasse weichen. Rund 140 bezahlbare Wohnungen würden vernichtet. Die Mieter planen Protestaktionen.
In der Tegeler Straße 2-5 ist der Leerstand hoch. Freiwerdende Wohnungen werden schon seit Jahren nicht mehr vermietet. Die verbliebenen Mieter haben eine Kündigung wegen „Hinderung der wirtschaftlichen Verwertung“ bekommen. Eigentümerin ist seit 2013 die „Sechste Bayer Real Estate VV GmbH & Co. KG“. Das Bezirksamt Mitte hat bereits eine Abrissgenehmigung erteilt. Begründung: Die Häuser liegen in einem „beschränkten Arbeitsgebiet“, was im Wesentlichen einem Gewerbegebiet entspricht, wie es in dem Bescheid heißt. Ein entsprechender Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan schlummert seit 2009 in den Schubladen des Bezirksamtes.
Was genau anstelle der Häuser geplant ist, will Bayer nicht mitteilen. In einer knappen Stellungnahme verweist die Sprecherin lediglich auf die „Erweiterung unserer Unternehmensaktivitäten.“ Wieso es auf dem weitläufigen Areal dafür keinen anderen Standort gibt, ob für die Mieter ein Sozialplanverfahren vorgesehen ist – auf all diese Fragen will die Sprecherin nicht antworten.
Inzwischen gibt es einen Dringlichkeitsbeschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte. Darin wird das Bezirksamt ersucht, sich gegenüber der Eigentümerin für die Rücknahme der Kündigungen und den Erhalt der Wohngebäude einzusetzen. Es müssten alle planungsrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, auch für die ebenfalls bedrohten Häuser in der Tegeler Straße 6-7 sowie Tegeler Straße 1/Fennstraße 33/34.
Anfang 2016 wurden bereits nach langem Kampf der Mieter die Häuser Fennstraße 35/37/Am Nordhafen 1 abgerissen. Damals sollte hier ein neues Verwaltungsgebäude gebaut werden. Doch passiert ist bis heute nichts. Auch dazu will sich Bayer auf Nachfrage nicht äußern.
Birgit Leiß
21.09.2021