Mit einem neuen Diskussionspapier beleuchtet die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung „Muster sozialer Ungleichheit“ auf dem deutschen Wohnungsmarkt.
Die Ergebnisse der rund 230 Seiten starken, auf dem bundesweiten Mikrozensus von 2018 basierenden Untersuchung überraschen wenig: Einkommensverhältnisse und soziale Situation wirken sich stark darauf aus, wie und wo jemand wohnt, so die Autoren – darunter der Berliner Stadtsoziologe Andrej Holm.
Interessant wird es bei den Details. Haushalten unterhalb der Armutsgrenze stünden im Schnitt nur 38 Quadratmeter pro Kopf zur Verfügung, während es bei den Haushalten mit überdurchschnittlich hohen Einkommen im Mittel 51 Quadratmeter sind, so die Studie. Ärmere Haushalte wohnten zudem seltener in modernen Neubauwohnungen oder gründerzeitlichen Altbauwohnungen, stattdessen öfter in Wohnungen der 50er- bis 70er Jahre mit geringerem Wohnkomfort. Schließlich sind Menschen im untersten Einkommensspektrum deutlich häufiger Mieter als Eigentümer – lediglich 8,9 Prozent leben im selbstgenutzten Eigentum, bei der reichsten Einkommensgruppe sind es 44 Prozent. Die genannten Nachteile erleben auch Menschen mit Migrationshintergrund sowie Haushalte in Ostdeutschland überdurchschnittlich stark.
Die Autoren stellten weiter fest, dass die Wohnverhältnisse – die die Folge sozialer Ungleichheiten sind – diese wiederum weiter verschärfen. Denn die Mietpreise wiesen eine geringere Varianz als die Einkommen auf, träfen also Geringverdiener umso härter – und führten dazu, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffne. Laut der Untersuchung hat fast die Hälfte der Mieterhaushalte in Großstädten eine Mietkostenbelastung von mehr als 30 Prozent des verfügbaren Einkommens, bei jedem vierten sind es sogar mehr als 40 Prozent. Jedem achten Haushalt bleibt nach der Mietzahlung nur noch ein Resteinkommen unterhalb des Existenzminimums – betroffen sind vor allem Alleinlebende und Alleinerziehende. Hingewiesen wird auch auf eine gravierende Lücke von 4,4 Millionen Wohnungen in der sozialen Wohnungsversorgung.
Katharina Buri
www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008072
20.09.2021