Seit 2011 gibt es bei der Berliner Polizei die Abteilung Städtebauliche Kriminalprävention (SKP). Angesiedelt beim Landeskriminalamt berät sie bei der kriminalitätsvorbeugenden Gestaltung von Plätzen, Grünanlagen, Gebäuden und Wohnquartieren. Das MieterMagazin sprach mit Daniela Dorn und Zeinab Hammoud vom vierköpfigen Team.
MieterMagazin: Was genau ist Ihre Aufgabe?
Daniela Dorn: Oberstes Ziel ist es, sichere und attraktive öffentliche Räume für alle Nutzergruppen zu schaffen. Wir beraten die Verwaltung und private Bauvorhabenträger bei Planungsprozessen und Städtebaulichen Wettbewerben. Außerdem schulen wir Mitarbeitende der Polizei. Unser Team besteht aus drei Stadtplanern und einer Sozialwissenschaftlerin. Damit sind wir verglichen mit anderen Bundesländern gut aufgestellt. Wir unterstützen auch bei Präventionsrundgängen mit Bewohnern, Mitarbeitern des Bezirksamts, Wohnungseigentümern und anderen Akteuren. Denn wir schauen immer vor Ort: Welche Konflikte gibt es? Wer nutzt den Platz? Wie könnte er durch andere Nutzergruppen belebt werden?
MieterMagazin: Wie kann man Kriminalität in einem Wohngebiet vorbeugen?
Zeinab Hammoud: Indem man beispielsweise die Nachbarschaft stärkt. Der Knackpunkt ist die soziale Kontrolle. Ein attraktives, gepflegtes Wohnumfeld, für das die Bewohner und Eigentümer Verantwortung übernehmen, führt zu mehr Wohnzufriedenheit und zu einem hohen Sicherheitsgefühl. Umgekehrt: Wo es keine „Kümmerer“ gibt, entstehen unattraktive Räume. An solchen Orten fühlt man sich unsicher. Die Folge ist, dass sie verwahrlosen und schließlich nur noch von bestimmten Gruppen genutzt werden. So entstehen Tatgelegenheiten. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass den Bewohnern eines Quartiers oder einer Wohnanlage nichts vorgesetzt wird, sondern dass sie beteiligt werden und selber Verantwortung übernehmen.
Daniela Dorn: Manchmal reicht eine einzelne Maßnahme aus, wie das Zurückschneiden einer Hecke, damit dort keine Drogen mehr versteckt werden können. Oder eine bessere Beleuchtung. Als Ergebnis unseres Rundgangs im Kreuzberger Wrangelkiez wurde beispielsweise ein Tor zum Spielplatz installiert, das nachts abgeschlossen wird. Dadurch hat sich die Situation verbessert. Ich möchte aber betonen, dass es nicht darum geht, bestimmte marginalisierte Gruppen zu verdrängen. Das führt nur zu einer Problemverlagerung. Ein Positivbeispiel ist der Leopoldplatz im Wedding, wo Trinker und Obdachlose bei der Umgestaltung des Platzes mit einbezogen wurden und ihren eigenen Rückzugsort erhielten.
MieterMagazin: Welche Erfahrungen haben Sie mit Wohnungsunternehmen gemacht?
Daniela Dorn: Dass Wohnungsunternehmen auf uns zukommen ist eher selten. Eine Ausnahme war vor einigen Jahren die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau, die sich bei der Sanierung des Märkischen Viertels von uns beraten ließ. Auf unsere Empfehlung hin wurden die Eingangsbereiche übersichtlicher gestaltet, Briefkästen aus dunklen Nischen geholt und andere schwer einsehbare Ecken beseitigt. Auch freundlich gestrichene Fassaden und Gegensprechanlagen tragen dazu bei, dass die Mieterinnen und Mieter sich jetzt sicherer fühlen.
Interview: Birgit Leiß
Städteplanung und Kriminalität
Immer mehr Kommunen richten die Stelle einer Städtebaulichen Kriminalprävention ein. Ziel ist es, durch baulich-technische sowie sozialräumliche Maßnahmen Tatgelegenheiten zu reduzieren und das Sicherheitsempfinden zu stärken. Zu den Leitlinien für Wohnanlagen zählen Maßnahmen wie die klare Trennung von öffentlichen und privaten Flächen, eine gute Orientierung und Übersichtlichkeit sowie die Förderung der Nachbarschaft. Die Verwahrlosung von Wohnquartieren soll verhindert werden, wobei Eigentümer in die Pflicht zu nehmen sind. Schon bei der Planung von Neubauquartieren könne Kriminalität vorgebeugt werden, heißt es auf der Website der SKP Berlin. Beispielsweise sollten Balkone und Fenster so angeordnet werden, dass eine Sichtbeziehung auf die Straße oder die Grünfläche besteht und somit eine soziale Kontrolle ermöglicht wird. Auch die Zugänge zum Haus sollten von den Wohnungen aus gut einsehbar sein.
bl
Städtebauliche Kriminalprävention
Columbiadamm 4,10965 Berlin
Tel. (030) 4664-979 111/112/118/119
E-Mail: skp@polizei.berlin.de
www.berlin.de/polizei/aufgaben/staedtebauliche-kriminalpraevention/
29.09.2022