Spazieren in Wien, beginnend in der schmalen und schönen Himmelpfortgasse, in der schon Hugo von Hofmannsthal oder Carl Maria von Weber wohnten, in der Nummer 13. Es ist auch der Firmensitz eines der beiden Autoren des Buches, Clemens Riha, der dort mit seinem Bruder Burkhard ein Immobiliengeschäft betreibt.
Befragt wurden für das Buch 192 Eigentümer:innen von Wiener Mietshäusern. Aufgeschrieben von der dritten Autorin, Silke Farmer-Wichmann, klingt im Text immer wieder der Business-Jargon von Riha durch, der in Kindertagen leidenschaftlicher Monopoly-Aficionado war. Es geht um Erträge und leider viel weniger um das kulturhistorische Wien. Das jüdische Viertel etwa wird im Kapitel „Der letzte Rest der jüdischen Ghettomauer“ eingeleitet durch die Worte eines Käufers: „Als wir damals erfahren haben, dass hier Wohnungen verkauft werden, war klar: Wir müssen sofort zuschlagen. So eine Chance kommt nicht wieder.“ Die Besuche in den Bezirken lassen eben nicht hineinriechen in die Lebenswelten der Bewohner:innen. Einzig ein Auszug aus einer veralteten Hausordnung lässt Atmosphäre erahnen: Das Klopfen der Teppiche ist bis 11 Uhr erlaubt, in der Badewanne darf nur kleine Wäsche gewaschen, Holz und Kohlen niemals in der Wohnung zerkleinert und die Aborte nicht mit Fetzen, Knochen oder Asche verstopft werden. Schade! 36 Euro für eine Werbemaßnahme von Immobilien-Maklern als Bildband?
eska
27.09.2023