Fast jeder dritte Berliner Haushalt ächzt unter einer hohen Mietbelastung. Das ergab eine Zusatzerhebung des bundesweiten Mikrozensus 2022. Der Berliner Mieterverein (BMV) fordert dringend eine wirksame Regulierung der Mietpreise.
Durchschnittlich zahlen Berliner Mieterhaushalte eine Bruttokaltmiete von 9,60 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein ganzer Euro mehr als im Bundesdurchschnitt. Unter den Bundesländern liegt Berlin damit hinter Hamburg und Bayern auf Platz drei. Die Bruttokaltmiete ist die Nettokaltmiete zuzüglich kalter Betriebskosten, aber ohne die Kosten für Heizung und Warmwasser.
Die Mietbelastungsquote liegt in Berlin leicht unter dem Bundesdurchschnitt: Berliner Miethaushalte müssen im Schnitt 27,2 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete ausgeben. Dieser Mittelwert täuscht aber über die weite Streuung hinweg. Bei 220.000 Berliner Haushalten fließen mehr als 40 Prozent des Einkommens in die Miete. Weitere 250.000 Haushalte leben mit einer Mietbelastungsquote von 30 bis 40 Prozent. Damit ist fast jeder dritte Haushalt stark oder übermäßig von den Wohnkosten belastet. „Das ist alarmierend“, sagt Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins (BMV).
Hauptursache für die Überlastung sind hohe Neuvertragsmieten. Mehr als die Hälfte der überlasteten Haushalte haben ihren Mietvertrag in den letzten 15 Jahren geschlossen. Alte Mietverträge weisen eher moderate Miethöhen auf, teure Neubaumieten und Neuvertragsmieten treiben die Preisspirale an.
Der BMV fordert deshalb vom Land Berlin und vom Bund, nicht nur auf den Wohnungsbau zu setzen, sondern auch den Mietmarkt zu regulieren. „Der Neubau bietet sehr wenig preiswerten Wohnraum“, erklärt Hamann. Insbesondere die Blockade der Mietrechtsreform durch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ist dem Mieterverein ein Dorn im Auge. „Solche Art der Politik führt mit jedem Monat zu mehr Haushalten, die von Armut bedroht sind“, kritisiert die BMV-Geschäftsführerin.
Jens Sethmann
27.09.2023