Ein Teil der Kleingartenkolonie am Stadtpark soll einem Neubauvorhaben des landeseigenen Wohnungsunternehmens Berlinovo weichen. Für über 24 Euro warm pro Quadratmeter können hier Studierende einziehen. Das Projekt eckt gleich an zwei Seiten an.
Zum 30. November 2023 wurden dem Bezirksverband der Kleingärtner Berlin-Wilmersdorf die 13 Parzellen an der Prinzregentenstraße gekündigt. Wo seit über 80 Jahren Aprikosen und Tomaten angebaut werden, soll ein Apartmenthaus mit rund 270 Plätzen für studentisches Wohnen und eine Kita entstehen. Hochwertiges, innerstädtisches Grün zu vernichten sei angesichts des Klimawandels absurd, erklärt dazu die „Initiative zur Rettung der Kleingärten“. Dazu komme, dass diese grünen Orte eine wichtige soziale Funktion erfüllen. So gibt es in der Kolonie am Stadtpark einen Schul- und Kitagarten und außerdem einen Mitmachgarten für die Nachbarschaft.
Niemand bestreitet, dass die Schaffung von Wohnungen für Studierende dringend erforderlich ist. Auf dem Kleingartenareal soll sogar inklusiver und barrierefreier Wohnraum entstehen. Doch die Initiative bemängelt, dass alternative, bereits versiegelte landeseigene Flächen in unmittelbarer Umgebung überhaupt nicht erst in Betracht gezogen wurden. „Wohnraum für Studierende kann auch andernorts und nicht auf Kosten von Nachhaltigkeit geschaffen werden“, heißt es.
Auch die in dem Studi-Apartmenthaus verlangten Mietpreise werfen angesichts eines BAföG-Höchstsatzes von derzeit 934 Euro durchaus Fragen auf. 490 Euro warm sollen die 20 Quadratmeter großen möblierten und zum Teil rollstuhlgerechten Einzelapartments kosten, Strom inklusive. Das ist viel Geld. Der Sprecher der Berlinovo Grundstücksentwicklungs GmbH kontert, dass ein WG-Zimmer in Berlin zur Zeit 640 Euro kostet und verweist auf eine Studie des Immobilienportals WG-Gesucht. Doch nicht überteuerte private Zimmer sollten der Vergleichsmaßstab sein, sondern die 329 Euro, die derzeit vom Studierendenwerk für einen Wohnheimplatz verlangt werden.
Im März 2023 hat der Bund mit dem Sonderprogramm „Junges Wohnen“ bundesweit 500 Millionen Euro für die Schaffung von Wohnheimplätzen für Studierende und Auszubildende zur Verfügung gestellt. Die Förderrichtlinien für Berlin werden derzeit vom Senat erarbeitet. Mit dem Inkrafttreten ist nach Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nicht vor Ende 2023 zu rechnen.
Birgit Leiß
27.09.2023