Mieter müssen aufgrund steigender Heizkosten zum Teil mit drastischen Nachzahlungen rechnen. Sparsames Haushalten mit Wärme reicht als Gegenmaßnahme nicht aus, denn die weitaus meisten Heizungsanlagen in deutschen Landen arbeiten nicht optimal. Hieran lässt sich etwas ändern, so das Ergebnis einer Studie: Werden Heizung, Pumpen, Thermostatventile und Regler optimal eingestellt, können – insbesondere bei neueren Gebäuden – 10 bis 20 Prozent an Energie eingespart werden.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) schreibt in seinem kürzlich veröffentlichten bundesweiten Heizspiegel, dass dank Reparaturen oder einer Erneuerung der Heizungsanlage die Verbräuche um fünf bis sieben Prozent gesunken sind. „Dagegen sind die Heizkosten 2005 gegenüber dem Vorjahr um etwa 24 bis 27 Prozent bei Ölheizungen und um 12 bis 18 Prozent bei Gasheizungen gestiegen“, so DMB-Bundesdirektor Dr. Franz-Georg Rips. „Es lohnt sich, nach Sparmöglichkeiten zu suchen.“
Genau darum ging es beim Forschungs- und Qualifizierungsprojekt „Optimus“. Im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurde untersucht, wie gut deutsche Heizungsanlagen arbeiten, wie sie nachträglich optimiert werden können und ob die Maßnahmen wirtschaftlich sind. Laut Dieter Wolff vom Institut für Heizungs- und Klimatechnik an der Fachhochschule Braunschweig/ Wolfenbüttel, der maßgeblich an dem Projekt mitgearbeitet hat, ist Heizungsoptimierung recht einfach und von den Kosten her überschaubar. „Wichtig ist die Betrachtung der Anlagentechnik als Gesamtsystem. Es geht nicht darum, einzelne Komponenten zu verbessern, sondern deren Zusammenspiel.“ Das Temperaturniveau des Heizwassers müsse den tatsächlichen Erfordernissen angepasst werden, die Pumpen müssten auf die oftmals überdimensionierten Heizungsanlagen abgestimmt werden. Besonders wichtig sei ein hydraulischer Abgleich bei jeder Heizungsanlage: Damit der Heizkörper, der am weitesten vom Kessel entfernt ist, genauso warm wird wie der am nächsten stehende, muss die Durchflussmenge an jedem Heizkörper mit Hilfe eines Drosselventils reguliert werden. Das geschieht nur bei zehn Prozent der bestehenden Anlagen. Ulrich Kleemann, Energieberater beim Berliner Mieterverein: „Hersteller sind eigentlich verpflichtet, einen hydraulischen Abgleich vorzunehmen und darüber ein Protokoll zu erstellen“. Vermieter sollten das von den Herstellern einfordern. „Eine ordnungsgemäß eingestellte Heizungsanlage liegt schließlich in der Pflicht des Vermieters.“ Andernfalls liegt ein Mietmangel vor, den der Eigentümer dann auf eigene Kosten beheben müsse. Die häufigsten Auswirkungen falsch eingestellter Anlagen sind unangenehme Heizungsgeräusche, halbwarme Heizkörper und Versorgungsstörungen.
Anreiz für Eigentümer?
Optimus-Forscher Dieter Wolff will auch den Gesetzgeber in die Pflicht nehmen: Hauseigentümern müsse ein finanzieller Anreiz zur Heizungsoptimierung gegeben werden, denn während die Energieeinsparungen den Mietern zugute kämen, handelte es sich für die Vermieter nicht um umlagefähige Modernisierungs-, sondern um Instandhaltungskosten. „Hier sind dringend Änderungen in der Miet- und Steuergesetzgebung erforderlich.“ Die Umlagefähigkeit von Instandhaltungskosten wird allerdings vom Berliner Mieterverein (BMV) abgelehnt. „Damit sägt man einen Eckpfeiler des Mietrechts an“, kommentierte Reiner Wild, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BMV.
Kristina Simons
MieterMagazin 11/06
Angesichts explodierender Heizkosten amortisiert sich die Optimierung einer Heizanlage ganz schnell
Foto: Kerstin Zillmer
Optimus im Überblick
Im Rahmen der Studie wurde bei 92 Ein- und Mehrfamilienhäusern über einen Zeitraum von knapp drei Heizperioden monatlich der Energieverbrauch erfasst. Ergebnis: Die Heizungsanlagen in heute typischen Wohngebäuden sind viel zu groß ausgelegt. Unnötig viel Energie verpufft dadurch ungenutzt. Bei neueren Gebäuden liegt der berechnete Energiebedarf um etwa 10 Prozent unter dem gemessenen bereinigten Verbrauch. In einem zweiten Schritt wurden 31 Gebäude unterschiedlichen Baualters optimiert. Bei neueren Gebäuden mit gutem baulichen Standard und dadurch geringem Heizwärmeverbrauch waren die Einsparungen besonders groß. Am meisten Energie verbrauchen hingegen Gebäude der Baualtersklasse bis 1977. Hier sind praktisch keine Einsparungen nachweisbar, stellten die Forscher fest.
ks
16.08.2018