Seitdem Berlins größte Wohnungsbaugesellschaft, die GSW, privatisiert wurde, hat sich ihr Service kontinuierlich verschlechtert. Nun wurden auch noch die Vor-Ort-Büros geschlossen und durch eine ständig überlastete Service-Hotline ersetzt.
Mieter bei der GSW, die einen tropfenden Wasserhahn oder andere Mängel melden wollen, müssen seit Juli dieses Jahres viel Geduld aufbringen. Entweder ertönt am Telefon das Besetztzeichen oder man hängt stundenlang in der Warteschleife. Die GSW, die mit der zentralen Rufnummer eigentlich mehr Kundenfreundlichkeit erreichen wollte, räumt Fehler ein. „Es funktioniert noch nicht reibungslos, weil wir auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet waren“, sagt Unternehmenssprecherin Anja Blaschke. An einem Tag habe man 4000 Anrufe registriert. Derzeit sei man dabei, das Personal zu verstärken.
„Wir wissen, dass vor allem ältere Bewohner daran gewöhnt waren, zur Sprechstunde in die Geschäftsstellen zu gehen und dort ihre persönlichen Ansprechpartner zu haben“, so Anja Blaschke. Aber letztendlich sei es doch für die Mieter viel praktischer, ihre Anliegen telefonisch oder per E-Mail zu melden. Für Angelegenheiten, die sich nicht am Telefon lösen lassen, gibt es jetzt Kundenberater, die auch zu den Mietern nach Hause kommen. Dass es bei der Schließung der Vor-Ort-Büros auch darum ging, Personal einzusparen, bestreitet die GSW.
Viele Mieter haben dagegen den Eindruck, dass an allen Ecken und Enden versucht wird, die Kosten niedrig zu halten, etwa indem qualifizierte Mitarbeiter wegrationalisiert werden. Die Folge sei ein organisatorisches Chaos, sagt etwa Karl-Heinz Dittberner. Der engagierte Mieter, der seit 37 Jahren in der Thermometer-Siedlung der GSW wohnt, spricht von einem „krassen Unterschied“ gegenüber der alten GSW, also vor deren Verkauf an die „Heuschrecke“ Cerberus im Jahre 2004. Auf Schreiben der Mieter werde häufig überhaupt nicht oder erst nach einem halben Jahr reagiert. Abgesehen von chaotischen, nicht nachvollziehbaren Nebenkostenabrechnungen ärgert sich Karl-Heinz Dittberner besonders darüber, dass die GSW nichts gegen den hohen Ladenleerstand in der einstigen Vorzeigesiedlung unternimmt. Statt die Läden günstiger zu vermieten, wird ein weiteres Geschäftssterben in Kauf genommen. Etliche Mieter sind deswegen bereits weggezogen. „Offensichtlich sind wir Mieter nur ein Störfaktor im Geschäftsbetrieb der globalisierten, rein gewinnorientierten GSW“, kritisiert Dittberner.
Birgit Leiß
MieterMagazin 11/07
Statt preiswerter zu vermieten, nimmt die GSW Gewerbeleerstände in Kauf
Foto: khd-research.net
Weitere Informationen: Internetseite
von Karl-Heinz Dittberner über
die GSW-Thermometersiedlung:
www.khd-research.net/ThS/
Thermometer-Siedlung.html
15.07.2013