Ausgerechnet von einer christlich orientierten Wohnungsbaugesellschaft fühlen sich Mieter einer Lichtenrader Wohnanlage aufs Schlimmste schikaniert. Jüngster Höhepunkt der Auseinandersetzung: Einer Mieterinitiative wurde unter Androhung der Kündigung untersagt, die anderen Häuser der Siedlung zu betreten.
Seit Monaten leiden die über 800 Mietparteien der Parksiedlung zwischen Pechsteinstraße und Bornhagenweg unter chaotischen Bauarbeiten. Eine solch umfangreiche Sanierung ist immer eine Strapaze, aber was sich hier abspielt, sei ein heilloses Durcheinander, sagt die Mieterin Christiane Haase: „So kann man nicht mit Menschen umgehen, hier wird gearbeitet, als ob es ein Rohbau wäre“. Die Baufirmen und ihre diversen Subunternehmen sprechen sich schlecht untereinander ab und werfen ihren Müll überall auf den Rasen, bestätigen auch andere Bewohner. Als dann auch noch Bretter mit zehn Zentimeter langen Nägeln herumlagen, schalteten einige Mieter die Bauaufsicht ein. Die veranlasste, dass die Baustelle aufgeräumt und die Baumaterialien eingezäunt wurden. „Bei einer Baustelle dieser Größenordnung kann niemand garantieren, dass Baumaterialien für Kinder unzugänglich sind“, sagt dazu Matthias Lück vom „Petruswerk“, dem Eigentümer der Siedlung. Bei einer kürzlich erfolgten Begehung durch das Umweltamt habe es keine Beanstandungen gegeben.
Geschäftsführer des Petruswerks ist der engagierte Katholik Dr. Douglas Fernando. Er beansprucht für sich, auch als Unternehmer nach religiösen Leitlinien zu handeln. Die Mieter haben den Eindruck, dass ihm die engagierte Bewohnerschaft ein Dorn im Auge ist. Eine „Interessengemeinschaft Parksiedlung“ (IG) hat nun nicht nur mehrere Mieterversammlungen organisiert, sondern mit Unterstützung des Berliner Mietervereins (BMV) auch erreicht, dass allen Bewohnern für die Zeit der Bauarbeiten eine pauschale Mietminderung zugestanden wurde. „Wir haben sogar direkt vorm Baubüro Infoblätter über die Rechte bei Modernisierung verteilt – dass hat unserem Vermieter gar nicht gefallen“, berichtet der Gründer der Interessengemeinschaft Rainer Meinicke.
Dass dann auch noch eine Unterschriftensammlung zur Abwahl des Mieterbeirats initiiert wurde, hat der IG die Untersagung weiterer Aktionen auf dem Grundstück eingebracht. In einer Stellungnahme gegenüber dem MieterMagazin begründet das Petruswerk dies damit, eine weitere Eskalation verhindern zu wollen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 11/07
Rabiate Sanierungsmethoden bescheinigen die Bewohner der Parksiedlung dem Petruswerk
Foto: Birgit Leiß
16.04.2013