Auf dem ehemaligen Schlachthofgelände hat der Berliner Senat den Bau von 90 weiteren Townhouses auf den Weg gebracht. Das ehemalige Entwicklungsgebiet an der Eldenaer Straße wird mehr und mehr zur monotonen Eigentums-Reihenhaus-Landschaft.
Anstelle von fünf denkmalgeschützten, aber verfallenen Rinderställen an der neu angelegten Straße Zum langen Jammer werden jetzt sechs Reihen von Townhouses entstehen. Die Giebelwände der früheren Bauwerke bleiben stehen, der Rest der langgestreckten Stallgebäude aus den 1870er Jahren wird abgerissen. Mit den zwischen die Giebelfassaden geklemmten Reihenhäusern soll „der ursprüngliche Charakter des Gebietes erhalten werden“, erklärt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Eine vollständige Wiederherstellung sei jedoch wegen des schlechten baulichen Zustandes „wirtschaftlich nicht tragfähig“.
Dass die Senatsverwaltung sich rühmt, mit dem neuen Bebauungsplan die Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen, hat allerdings einen schalen Beigeschmack: Die Stallgebäude befanden sich lange im Besitz des Landes Berlin, doch weder der Senat noch die von ihm beauftragte Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße haben in den letzten 20 Jahren etwas gegen den Verfall unternommen.
Mit dem Slogan „Tradition neu interpretiert“ wirbt der Investor „cds Wohnbau“ für seine Townhouses, die er unter dem Namen „Eldenaer Höfe“ zu Preisen ab 320 000 Euro vermarktet.
In den letzten vier Jahren sind mehr als 200 Grundstücke auf der 50 Hektar großen ehemaligen Industriebrache für den Bau von Reihenhäusern parzelliert worden. Das zu Prenzlauer Berg gehörende und zwischen Friedrichshain und Lichtenberg eingekeilte Gebiet ist mittlerweile eine Eigentumsinsel inmitten der Mieterstadt Berlin und macht einen eher vorstädtischen Eindruck. Wertvolles innerstädtisches Bauland wurde hier ohne Not in großem Stil an Häuslekäufer vergeben, anstatt es zum Bau von dringend benötigten preiswerten Mietwohnungen zu nutzen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 11/10
Die Giebel bleiben, dahinter entstehen Reihenhäuser
Foto: Christian Muhrbeck
04.04.2013