Seit Anfang 2010 müssen intelligente Strom- und Gaszähler („Smart Meter“) in Neubauten und bei umfangreichen Modernisierungen eingebaut werden. Sie sollen Verbraucher beim Stromsparen helfen. Doch finanziell wirkt sich das nur dann positiv aus, wenn die digitale Umstellung nicht mehr Geld kostet als eingespart wird.
Smart Meter zeigen den Stromverbrauch minutengenau elektronisch an und machen ihn somit transparenter. „Energiefresser“ können leichter aufgespürt werden und Waschmaschine oder Geschirrspüler zum Beispiel nachts laufen, wenn der Strom durch die geringe Nachfrage billiger ist.
Doch Smart Meter allein bringen noch wenig Einsparung. Nötig ist ein Zusammenspiel von Stromeinspeisung, Netzauslastung und Strombedarf mit Hilfe von intelligenten Stromnetzen („Smart Grids“). Die digitalen Zähler stellen die aktuellen Verbrauchsinformationen nicht nur den Verbrauchern selbst, sondern auch den Energieversorgern zur Verfügung. Diese können dadurch Stromangebot und -nachfrage mit Hilfe flexibler Tarife besser steuern: niedrige Preise in verbrauchsarmen Zeiten, hohe Preise bei großer Nachfrage. Spätestens ab Ende 2010 müssen die Energieversorger einen lastvariablen oder tageszeitabhängigen Stromtarif anbieten – sofern das für sie technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar ist. Verbraucher können Strom dann theoretisch vor allem zu Zeiten nutzen, in denen er reichlich vorhanden und dadurch billiger ist. Zu befürchten ist allerdings, dass die Versorger nur einen Tag- und einen Nachttarif im Angebot haben, wie es heute bereits vielerorts üblich ist.
Variable Tarife ab Jahresende
Neuerdings gerät die Frage nach dem Verhältnis von Kosten und Nutzen des Smart Metering verstärkt ins Blickfeld. Verschiedene Studien gehen beim kombinierten Angebot von intelligenten Zählern und variablen Tarifen von Energie- und Kosteneinsparungen zwischen 3 und 20 Prozent aus. Die Bundesnetzagentur hat in einem aktuellen Bericht für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von knapp 3200 Kilowattstunden sogar nur 1,9 bis 8 Prozent Ersparnis ermittelt. Das entspräche zwischen 12 und 50 Euro im Jahr. Dagegen hält die Deutsche Energie-Agentur 5 bis 10 Prozent für realistisch. Laut Dena könnten schon 3 bis 4 Prozent weniger Stromkosten die Zusatzkosten für die Umstellung auf Smart Meter decken. Doch allein die Anschaffungskosten für die smarten Zähler liegen je nach Anbieter bei etwa 40 bis 100 Euro. Der Stromversorger Vattenfall nimmt für die Montage eines intelligenten Zählers in der einfachsten Variante (EDL21) 45,87 Euro, hinzu kommen gegebenenfalls Kosten für einen Adapter. Eine monatliche Miete fällt bei Vattenfall nicht an, bei anderen Energieversorgern dagegen schon. So werden für die Einrichtung eines intelligenten Zählers beim Anbieter Yello Strom 79 Euro sowie ein monatlicher Grundpreis von 15,76 Euro fällig – davon monatlich 3,99 Euro für das „Sparzähler-Paket“.
Hinzu kommt, so die Bundesnetzagentur, dass den möglichen Energieeinsparungen, die mit Änderungen des Verbrauchsverhaltens verbunden sind, ein Mehrverbrauch an Energie gegenübersteht, der durch die Produktion, den Einbau und den Betrieb derart komplexer Systeme wie den intelligenten Zählern entsteht.
Im Rahmen einer notwendigen „ökologischen Gesamtbilanz“ sei deshalb auch zu berücksichtigen, dass der Betrieb des Displays oder der technischen Kommunikationseinheiten im Vergleich zu einem herkömmlichen Zähler nicht unerhebliche Mehrverbräuche an Energie generieren könne.
Kristina Simons
MieterMagazin 11/10
Die Kosten für den Stromverbrauch sollen durch intelligente Stromzähler sinken
Foto: Christian Muhrbeck
Download des Berichts der Bundesnetzagentur „Wettbewerbliche Entwicklungen und Handlungsoptionen im Bereich Zähl- und Messwesen und bei variablen Tarifen“:
www.bundesnetzagentur.de
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Zurückhaltende Verbraucher
Auch die Verbraucher sind vom derzeitigen Angebot an intelligenten Zählern nicht überzeugt, wie eine Forsa-Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) von Mai dieses Jahres verdeutlicht. Knapp die Hälfte der mehr als 1000 Befragten befürchtet, dass mit dem intelligenten Zähler erhebliche Zusatzkosten auf sie zukommen. Dementsprechend würden sich nur 4 Prozent ein derzeit übliches kostenpflichtiges Gerät einbauen lassen. Dagegen wäre eine große Mehrheit dazu sehr wohl bereit, wenn der Zähler kostenlos wäre.
ks
09.06.2021