200 Wohnungen sollen abgerissen werden, um ein neues energieeffizientes Viertel zu schaffen – das sind die Pläne des Wohnungsunternehmens „Deutsche Wohnen“ für eine Siedlung in Berlin-Westend (das MieterMagazin berichtete in seiner Ausgabe 6/2014: „Deutsche Wohnen: Abrissplan in Westend“). Für die Deutsche Wohnen wären damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die jetzigen instandsetzungsbedürftigen Häuser wären weg und 600 neue würden anstelle der nur 200 alten geschaffen. Nur die Mieter der Siedlung sind skeptisch.
Gut besucht war die öffentliche Informationsveranstaltung, zu der die SPD Neu-Westend und die Deutsche Wohnen eingeladen hatten. Manuela Damianakis, Sprecherin der Deutsche Wohnen, stellte noch einmal die größtenteils bekannten Umbaupläne vor. Neu war nur, dass nicht mehr von 500, sondern von 600 neuen Wohnungen die Rede war. Eine Möglichkeit, die vorhandene Siedlung zu sanieren, sieht die Deutsche Wohnen nicht. Damianakis: „Das gibt die Bausubstanz nicht her.“ Auch versicherte sie: „Kein Mieter wird vertrieben.“
Auch Robert Drewnicki von der SPD Neu-Westend bekräftigte, dass Mieter zu bezahlbaren Mieten bleiben können. Welche Miethöhen im Neubau zu erwarten sind, konnte aber keiner beantworten. „Die Nettokaltmiete wird steigen, aber die Heizkosten dafür sinken“, so die wenig konkrete Aussage von Sprecherin Damianakis dazu. Dass umfangreiche Investitionen geplant werden, ohne spätere Mieteinnahmen zu kalkulieren, erschien den meisten unglaubwürdig.
„1000 Euro haben sie mir geboten, damit ich ausziehe“, warf ein Mieter mit Hinweis auf die bereits laufenden Einzelgespräche ein. Damianakis erwiderte, dass es sich um Umzugshilfen handele, einem späteren Rückzug stehe nichts entgegen. Spätestens jetzt wurde es unruhig im Publikum. Hier wurde Mietern also schon der Auszug angeboten, und das lange vor dem geplanten Baubeginn im Jahr 2017.
Der Berliner Mieterverein plant jetzt eine Mieterversammlung, um über die mietrechtliche Situation zu informieren. Bernd Roecker, dessen Tochter und Enkelkind in der Siedlung wohnen, stand am Ende der Veranstaltung auf und verkündete unter Beifall: „Wir werden mit allen Mitteln versuchen, den Abriss zu verhindern.“
ww
MieterMagazin 11/14
Bernd Roecker, dessen Tochter und Enkelin in der Siedlung wohnen: „Wir wollen den Abriss verhindern.“
Foto: Nils Richter
11.11.2014