Nur selten können Mieter mitreden, wenn es um die Pflege von Grünanlagen oder um die Neuanpflanzung von Bäumen geht. Bei der Wohnungsgenossenschaft Merkur ist das anders. Dafür gab es nun den Naturschutzpreis 2015 von der Stiftung Naturschutz Berlin.
Die Genossenschaft Merkur hat rund 1600 Wohnungen, überwiegend in Lichtenberg und Pankow. Bereits 2002 gründeten einige Mieter die „Arbeitsgruppe Naturschutz“. Bis heute kümmern sich die Mitglieder der AG darum, dass bei Fassadensanierungen Nistkästen für Vögel angebracht werden. Sie übernehmen Baumpatenschaften und machen auch selber Vorschläge, welche Baumart an welchem Standort neu gepflanzt werden soll. Darüber hinaus werden sie von der Genossenschaft bei allen Maßnahmen zur Wohnumfeldgestaltung sowie bei relevanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen mit einbezogen. Von einem gegenseitigen Lernprozess spricht Jörg Neubert vom Vorstand der Merkur: „Die AG ist Tippgeber und macht Vorschläge, wir setzen das um und finanzieren das auch.“
Die Merkur zeige mit ihrer AG, wie Partizipation gelingen kann, so die Stiftung Naturschutz. Lobend erwähnt wurde außerdem, dass die Wohnungsgenossenschaft durch das Anbringen von Solaranlagen, den Bezug von Ökostrom sowie konsequentes Recycling den Energieverbrauch senken konnte. Dass Naturschutz sowohl im Wohnungsbau als auch im Erhaltungsmanagement ohne große Mehrkosten möglich ist, sei ein wichtiges Signal an alle Bauherren, hieß es bei der Preisverleihung.
Doch nicht alle Maßnahmen stoßen bei allen Bewohnern gleichermaßen auf Begeisterung. Bei allzu ehrgeizigen Projekten komme es auch schon mal zu Konflikten, berichtet Neubert. So meldete ein Allergiker anfangs Bedenken gegen das Anlegen einer Öko-Blumenwiese an. Beim geplanten Insektenhotel wurde von einigen befürchtet, dass dann noch mehr Wespen kommen. Umso wichtiger sei die Kommunikation. Auch für strittige Punkte finde sich immer ein Kompromiss, so Jörg Neuberts Erfahrung: „Ein schönes Wohnumfeld wollen schließlich alle.“
Birgit Leiß
26.10.2015