Im Wedding lässt die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau seit Jahren acht Wohnungen leer stehen, in einem Fall sogar seit mehr als 10 Jahren. Begründung: „Aktuelle Instandsetzungsarbeiten“.
Schon mehrmals haben Mieter der Sprengelstraße 45/46 den Leerstand offiziell gemeldet. „Es gibt da eine tolle App des Senats, aber was nutzt das, wenn nichts passiert?“, fragt einer der Bewohner. Es passierte dann doch etwas: Ende August schrieb ihnen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, dass die Gründe für den Leerstand nachvollziehbar seien. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gesobau den Leerstand nicht einmal beantragt – ein klarer Verstoß gegen das seit 2014 geltende Zweckentfremdungsverbot und somit eine Ordnungswidrigkeit.
Schon vor 2014 wurden Wohnungen in dem Altbau nicht mehr vermietet, damals war das aber gesetzlich noch zulässig. Nach Auskunft der Gesobau hätten „aktuelle Instandsetzungsarbeiten“ in vier Wohnungen die Wiedervermietung verhindert. Es geht unter anderem um die Beseitigung von Hausschwamm. Der wurde aber erst 2018 entdeckt. Vier weitere Wohnungen seien „wiederholt“ als Umsetzwohnungen für sanierungsbetroffene Mieter benachbarter Häuser genutzt worden, so Unternehmenssprecherin Birte Jessen. „Lediglich eine Wohnung im Vorderhaus ist 2016 für drei bis vier Monate als Umsetzwohnung genutzt worden“, sagen dagegen Mieter. Frank Bertermann, Bezirksverordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Mitte, hält den langjährigen Leerstand für einen Skandal. Er hatte Ende August eine Anfrage in die Bezirksverordnetenversammlung eingereicht und die Sache damit ins Rollen gebracht. Bezirksstadträtin Ramona Reiser gab an, dass Anfang September acht Leerstandsanträge eingegangen seien. Sie werden derzeit geprüft.
Die Pläne der Gesobau, den Altbau umfassend zu sanieren – inklusive Einbau von Fahrstühlen, Dachgeschossausbau und Anbau von Balkonen – wurden 2017 überraschend abgeblasen – wegen Bedenken aus der Mieterschaft, wie die Sprecherin sagt. Mit den Instandsetzungsarbeiten hatte man es dann offenbar nicht so eilig.
Birgit Leiß
23.10.2019