Auf das Thema Wagenburg sei er eher zufällig gestoßen, erklärt der Fotograf Ralf Marsault. Es habe ihn sofort fasziniert, denn in Frankreich, seinem Heimatland, gab es sie nicht. Dagegen hatte sich das West-Berlin der 1980er Jahre zu einem Zentrum sozialer Experimente entwickelt.
Junge Menschen aus vielen Teilen der Welt versammelten sich auf freien Flächen, die es in der Stadt noch gab, und stellten ihre Wagenburgen gegen die bürgerliche Gesellschaft ringsum. „Ich habe mir angesehen, wie die da leben – und ihr Überleben organisieren“, erklärt Marsault. Und er begann, sie zu fotografieren. Er inszenierte seine Fotos und gab den Männern und Frauen damit eine Bühne für ihre Selbstdarstellung. Dass er über viele Jahre selbst immer wieder mit ihnen lebte, verschaffte ihm nicht nur Zugang, sondern einen großen Vertrauenskredit. Entstanden ist eine berührende visuelle Langzeitstudie. Das Friedrichshain-Kreuzberg Museum zeigt eine Auswahl von 30 Porträts und Ansichten im Rahmen des Europäischen Monats der Photographie.
rm
www.fhxb-museum.de
30.10.2020