Im engen Innenhof eines Altbaus – mitten in einem Milieuschutzgebiet – soll ein sechsstöckiges Bürogebäude errichtet werden. Die Bewohner der angrenzenden Häuser sind entsetzt.
„Wir werden hier von allen Seiten zugebaut“, sagen die Mieter des Hauses Torstraße 39. Noch ist ihr Hof ein kleines Fleckchen Grün mit ein paar Bäumen und Sträuchern. Im März dieses Jahres haben sie erfahren, dass der Eigentümer ihres Hauses im Hof ein Bürohaus errichten will. Zunächst war die Rede von einem dreistöckigen Bau, später erfuhren sie, dass ein abgestuftes sechsstöckiges Gebäude geplant ist. Ein Bauvorbescheid wurde bereits erteilt.
„Es ist doch irrsinnig, hier so etwas zu bauen“, sagt Mieterin Rosemarie Nünning und verweist auf die geringen Abstände zu den Bestandsgebäuden. Ein junger Mann aus dem Seitenflügel meint: „Ich habe nur Fenster nach hinten raus und werde künftig kaum noch Licht bekommen.“ Dazu käme der Lärm, zuerst durch die Baustelle, dann durch die Büronutzung.
Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn war selber vor Ort und sagt: „Ich kann die Bedenken nachvollziehen, dass sich die Wohnqualität bei dieser verdichteten Bebauung verschlechtern wird.“ Aber die Erhaltungsverordnung lasse hier keine Versagung zu, schließlich gehe es nicht um eine Umnutzung oder Modernisierung von vorhandenem Wohnraum. Die vorgeschriebenen Abstände würden eingehalten. Beim eigentlichen Genehmigungsverfahren, so der Stadtrat, würden die Mindestabstände und auch der Brandschutz intensiv geprüft.
„Schön, dass der Brandschutz geprüft wird – offenbar aber nicht der Gesundheitsschutz, wie es im Baugesetzbuch auch vorgeschrieben ist“, meint dazu Rosemarie Nünning. Die Hausbewohner haben sich nun zusammengeschlossen und wollen sich gegen das Bauvorhaben wehren, zusammen mit einigen Eigentümern aus dem Nachbarhaus in der Straßburger Straße. „Jeder Quadratmillimeter wird hier zugebaut, ohne Rücksicht auf den Klimaschutz“, sagt einer von ihnen. „Luft- und lichtmäßig“ sei man demnächst komplett versiegelt.
Von Lars Dittrich, dem Geschäftsführer der „Torstraße 39 GmbH“, war keine Stellungnahme zu erhalten.
Birgit Leiß
30.10.2020